23.11.2007 15:18:00

Börse Frankfurt-News: Anleger suchen Schutz bei Bundeswertpapieren (Marktbericht)

        FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Marktbericht vom Handel mit Anleihen

 

23.November 2007. Der Wochenstart war alles andere freundlich, denn die US-Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae haben über Nacht mehr als 35 Prozent an Wert eingebüßt. Ursache für dieses Desaster waren Meldungen, nach denen Freddie Mac den größten Verlust seiner Geschichte eingefahren hat und dementsprechend gezwungen sein wird, die Dividende zu kürzen und Kapital aufzunehmen.

 

"Bundesanleihen, Schatzbriefe und Co. sind erneut die Gewinner der Krise", berichtet Alexandar Bakrac von Equinet. "Sowohl zehnjährige deutsche Staatsanleihen als auch ihre amerikanischen Pendants rentieren dabei unter der magischen Marke von vier Prozent. Damit ist der nächste Ärger schon vorprogrammiert." Denn wer sollte eigentlich noch Anleihen kaufen, wenn diese keinerlei Zinsvorsprung aufweisen können, fragt sich Bakrac.

 

Die Sorgen um die weltweite Finanzkrise lässt die Anleger immer noch vorsichtig agieren. "Die globale Kreditkrise hatte diese Woche die Märkte fest im Griff. Das Motto lautete Flucht in sichere Häfen, was den Bund-Future bis auf 115,5 Prozent steigen ließ", fasst Arthur Brunner von der ICF AG die Woche im Rentenhandel zusammen. Begünstigt sei diese Bewegung auch dadurch, dass Positionen in US-Dollar zugunsten des Euro aufgelöst werden. "Auffallend ist diese Woche ein starker Umsatzanstieg in US-Dollar-Anleihen, wobei diesmal sich Anleger von ihren Papieren trennen. Anscheinend gehen sie von einer länger andauernden Stärke des Euro aus", erklärt Brunner.

 

In potentiell vom Subprime-Dilemma betroffenen Titeln seien die Umsätze gering, weil Investoren eine abwartende Haltung einnehmen würden. Solange das tatsächliche Ausmaß der Belastungen nicht feststehe, bestehe keine Neigung, sich zu engagieren.

 

Eine Beobachtung, die alle Skontroführer im Rentenhandel bestätigen. Rainer Petz von Close Brother Seydler beobachtet, dass die Anleger wenig Enthusiasmus bei Unternehmensanleihen zeigen: "Je länger die Laufzeit und je niedriger das Rating, umso geringer das Interesse." Getroffen habe dies beispielsweise Anleihen von General Motors und der Finanzierungsgesellschaft GMAC. Die Renditeabstände zu vergleichbaren Bundesanleihen haben sich ausgeweitet. "Eine noch bis Juli 2008 laufende GMAC-Anleihe bringt derzeit eine Rendite von 14 Prozent (WKN 894454) und ein bis 2010 laufendes Papier steht heute bei 81 Prozent mit einer Rendite von ebenfalls 14 Prozent (WKN 908511). Anfang November notierte der Kurs dieser Anleihe noch bei 91 Prozent", erzählt Petz.

 

Auch die Skontroführer der Hellwig Wertpapierhandelsbank finden Verlierer der Kreditkrise: "Einige strukturierte Anleihen leiden derzeit besonders. Dies betrifft vor allem nachrangige Anleihen mit unendlicher Laufzeit und variablem, teils von der Zinsstrukturkuve abhängigem Kupon." Diese Papiere werden teilweise mit 60 Prozent vom Nominalwert gehandelt. Die Emittenten sind ausländische Finanzierungsgesellschaften deutscher Banken: Die Deutsche Postbank (WKNs A0DEN7, A0DHUM und A0D24Z), Hybrid Cap. Funding II LP (WKN A0D2FH), Eurohypo Cap. Fund Trust II (WKN A0DZJZ), Deutsche Bank Capital Trust (WKNs A0DTY3, A0AA0X und A0E5JD).

 

ETFs auf Bundesanleihen gesucht

 

Dass Anleger derzeit lieber aus dem Sturm hinaus steuern, bestätigen auch die Skontroführer für börsengehandelte Rentenfonds von der HypoVereinsbank in München. Anleger kaufen vorwiegend Fonds auf Rentenindizes der eb.rexx-Familie, die die Kursentwicklung von Bundesanleihen abbilden, wie den eb.rexx Government Germany 5,5-10,5 (WKN 628949), der Anleihen mit Restlaufzeiten zwischen fünf und zehn Jahren enthält. Dagegen verkaufen Investoren den iBoxx € Liquid Sovereigns Capped 1.5-10.5 (WKN A0H078). Dieser Index bildet das Segment der größten und liquidesten Staatsanleihen aus dem Euro-Raum unter Berücksichtigung von Kappungsgrenzen ab. Für den Index qualifizieren sich nur Staatsanleihen mit festem Kupon, die in Euro denominiert sind.

 

Schwellenländer- und Währungsanleihen

 

Quer durch die Bank haben in dieser Woche auch Anleihen aus Schwellenländern verloren. Ebenso sind die Währungen der Schwellenländer in Mitleidenschaft gezogen worden. Dies habe auch in Euro denominierten Emerging-Markets-Anleihen getroffen, meldet Daniel Förtsch von der Wertpapierhandelsgesellschaft Walter Ludwig. "Am meisten hat die Isländische Krone hat gegenüber dem Euro abgegeben", sagt Förtsch, nämlich 88 auf 93 Kronen je Euro.

 

Immer gefragt: Niedrig verzinste Anleihen

 

Trotz allem sind nach wie vor Steuersparer unterwegs. Starke Umsätze meldet Brunner bei einer Inhaberschuldverschreibung der Landesbank Baden-Württemberg: "Das Papier (WKN LBW6U4) ist mit einem Kupon von 1,95 Prozent ausgestattet und läuft noch bis zum 10. Dezember 2008. Der Kurs von 98,04 entspricht einer Rendite von 3,917 Prozent."

 

Der geringe Kupon hält die zu versteuernden Kapitalerträge niedrig, Kursgewinne sind steuerfrei, wenn das Papier länger als ein Jahr im Depot liegt.

 

Hoher Zinssatz fürs Tagesgeld

 

"Die Krise bestimmt weiter in unveränderter Intensität unser Denken", schließt Bakrac ab. Dies zeige auch ein Blick auf den Geldmarkt. "Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Liquiditätsversorgung über den bald bevorstehenden Jahresultimo die Geldhändler vor eine große Herausforderung stellen wird. Die Sätze für Zwei- und Dreimonatsgeld bewegen sich mit 4,675 in Höhen, die angesichts eines aktuellen EZB Leitzinses von 4 Prozent alles andere als normal sind."

 

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© 23.November 2007/Dorothee Liebing

 

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

 

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