Geändert am: 22.09.2021 22:07:08

Nach Fed-Entscheid: Wall Street legt zu -- ATX und DAX schließen deutlich höher -- Börsen in Fernost uneins

AUSTRIA

Die Wiener Börse zeigte sich zur Wochenmitte deutlich stärker.

Der ATX hatte den Mittwochshandel mit einem Zuwachs begonnen und anschließend ausgebaut. Zur Schlussglocke stand dann ein kräftiges Plus von 1,94 Prozent bei 3.630,07 Zählern an der Kurstafel.

Nach dem schwachen Wochenauftakt wurde somit ein Erholungskurs eingeschlagen. Für Rückenwind sorgte, dass der unter Liquiditätsprobleme leidende chinesische Immobilienkonzern Evergrande eine wichtige Kuponzahlung tätigen könne, hieß es von einigen Marktexperten.

Evergrande ließ allerdings offen, ob ebenfalls am Donnerstag fällige Zinsen in Höhe von 83,5 Millionen Dollar für eine Offshore-Anleihe getilgt würden. Die Unsicherheiten um den chinesischen Konzern hatten die Börsen zu Beginn der Woche weltweit auf Talfahrt geschickt, nachdem Stimmen laut geworden waren, dass eine Pleite zu einer finanziellen Kettenreaktion führen könnte. Einige Ökonomen, darunter auch der Chef der Japanischen Notenbank (BoJ) Haruhiko Kuroda und die OECD-Chefökonomin Laurence Boone, bewerteten die Finanzprobleme Evergrandes zuletzt allerdings nicht als Systemrisiko für die Weltwirtschaft. Vielmehr handle es sich um Probleme eines einzelnen Unternehmens, so Kuroda.

Konjunkturseitig stand zur Wochenmitte die Zinsentscheidung der Federal Reserve im Fokus. "Die Marktteilnehmer warten auf eine klare Aussage der US-Notenbank zur geplanten Entwicklung der Anleihekäufe", schrieben die Experten der Helaba. Mehrheitlich dürften die Akteure davon ausgehen, dass es im Verlauf des vierten Quartals eine erste Reduzierung des monatlichen Ankaufvolumens von derzeit 120 Mrd. US-Dollar geben werde.

DEUTSCHLAND

Der deutsche Aktienmarkt verzeichnete am Mittwoch Zuwächse.

Der DAX konnte seinen anfänglichen Gewinn ausbauen und schloss 1,03 Prozent höher bei 15.506,74 Punkten.

Schnäppchenjäger und etwas geringere Sorgen vor einem Kollaps des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande haben die Kurse am deutschen Aktienmarkt zur Wochenmitte angetrieben. Damit sind die seit Wochenbeginn verbuchten Verluste fast wieder aufgeholt.

Am Abend gibt die US-Notenbank Fed Auskunft über ihren weiteren geldpolitischen Kurs. Bei hoher Inflation und Fortschritten am Arbeitsmarkt rechnen Experten damit, dass die zur Konjunkturstütze in der Pandemie initiierten Anleihekäufe bald gemindert werden. Marktteilnehmer achten besonders auf Hinweise für den genauen Zeitplan dafür.

Die Sorgen um die Schieflage von Evergrande und einer möglichen Immobilienkrise in China hatten zu Wochenanfang die Kurse noch erheblich nach unten gezogen. Nun verschaffte sich Evergrande eigenen Angaben zufolge Luft bei Zinszahlungen. "Allerdings ist die Kuh noch nicht vom Eis", betonte Analyst Christian Henke vom Broker IG.

WALL STREET

Die US-Aktienmärkte erzielten am Mittwoch Gewinne.

Der Dow Jones eröffnete fester und weitete seine Gewinne anschließend aus. Bis zum Handelsende stieg er um ein Prozent auf 34.258,84 Punkte. Auch der NASDAQ Composite konnte seinen Zuwachs vergrößern, nachdem er freundlich in die Sitzung gestartet war. Zum Ertönen der Schlussglocke wies er ein Plus von 1,02 Prozent bei 14.896,85 Zählern aus.

Die Sorgen vor systemischen Risiken als Folge der Schieflage des chinesischen Immobilienriesen China Evergrande haben etwas nachgelassen. Eine Tochter der in Zahlungsnöten befindlichen Evergrande hat mitgeteilt, dass sie in dieser Woche eine Kuponzahlung pünktlich leisten wird. Damit verschafft sich das Unternehmen etwas Luft bei der Neuordnung seiner Kapitalstruktur. An den Finanzmärkten wird aber ohnedies erwartet, dass Peking letztlich eingreifen wird, um Folgeeffekte zu verhindern oder stark zu vermindern, die das Wachstum des Landes und damit die Weltwirtschaft belasten könnten.

Derweil gab die US-Notenbank am Abend bekannt, den Leitzins in der niedrigen Spanne von 0 bis 0,25 Prozent zu belassen. Die monatlichen Wertpapierkäufe in Höhe von 120 Milliarden US-Dollar werden zunächst fortgesetzt, jedoch signalisierte die Zentralbank, dass die Käufe schon bald zurückgefahren werden könnten.

ASIEN

Zur Wochenmitte bewegten sich die asiatischen Indizes nicht in die gleiche Richtung - Hongkong befand sich im Feiertag.

Der japanische Leitindex Nikkei gab am Mittwoch 0,67 Prozent ab auf 29.639,40 Punkte.

Auf dem chinesischen Festland legte der Shanghai Composite schlussendlich um 0,40 Prozent zu auf 3.628,49 Zähler. Der Hang Seng drehte am Dienstag im Verlauf ins Plus und gewann 0,51 Prozent auf 24.221,54 Einheiten. Hier wurde heute aufgrund eines Feiertages nicht gehandelt.

Mit einer uneinheitlichen Tendenz haben sich die Börsen in Asien zur Wochenmitte gezeigt. In Hongkong fand wegen eines Feiertages kein Handel statt. Die dominierenden Themen waren die weiter drohende Zahlungsunfähigkeit des Immobilien-Konzerns China Evergrande und die Ergebnisse der Sitzung der US-Notenbank, die allerdings erst am Abend europäischer Zeit bekannt gegeben werden.

Im Gegensatz zur Börse in Hongkong, die am Montag mit deutlichen Abschlägen auf die Krise um den chinesischen Immobilienkonzern reagiert hatte, zeigte sich der Schanghai-Composite mit einer moderaten Reaktion. Nach anfänglichen leichten Abgaben erholte sich der Index im Verlauf und schloss im Plus. Aber auch in Hongkong hatte sich der Aktienmarkt am Dienstag wieder stabilisiert und im positiven Terrain geschlossen.

Für etwas Beruhigung sorgte, dass ein Tochterunternehmen von China Evergrande am Donnerstag pünktlich seine Zinszahlungen in Yuan für eine 2025 fällige Anleihe leisten will. Zudem werden am Donnerstag weitere Zinszahlungen fällig, allerdings in US-Dollar. Für diese soll es jedoch eine Verlängerungsfrist von 30 Tagen geben, was dem Unternehmen etwas Luft verschaffen könnte. In einem Memo an die Mitarbeiter vom Dienstag erklärte Evergrande-Chairman Hui Ka Yan, dass die Schwierigkeiten des Konzerns seiner Einschätzung nach vorübergehen würden und man die versprochenen Wohnungen fertigstellen werde. Die Befürchtungen, dass ein Zusammenbruch von China Evergrande ein Ereignis im Stil der Lehman-Pleite sein könnte, sind nach Ansicht von Barclays übertrieben. Evergrande sei zwar ein großer Immobilien-Konzern und es werde wohl auch Ausstrahlungseffekte auf den chinesischen Immobiliensektor geben, aber ein Lehman-Ereignis sei eine Krise anderen Ausmaßes. Dazu müsste es zu einem Streik der Kreditgeber kommen, zu einem starken Anstieg der Kreditnotlage auch außerhalb des Immobiliensektors und zu einer mangelnden Bereitschaft der Banken, sich auf dem Interbankenmarkt gegenseitig zu helfen.

Redaktion finanzen.at / APA / Dow Jones Newswires / dpa-AFX


Bildquelle: wienerborse.at, Ionana Davies / Shutterstock.com, Bule Sky Studio / Shutterstock.com
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Indizes in diesem Artikel

DAX 19 848,77 -0,18%
TecDAX 3 427,73 0,41%
Dow Jones 43 297,03 0,91%
NASDAQ Comp. 20 031,13 1,35%
NIKKEI 225 39 568,06 1,12%
Hang Seng 20 098,29 1,08%
ATX 3 607,43 0,50%
Shanghai Composite 3 393,35 -0,01%