Wette auf China 06.09.2015 14:00:02

BHP Billiton: Auf der Suche nach Dividende

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Der weltgrößte Bergbaukonzern fördert jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen an Rohstoffen. Eisenerz, Kupfer oder auch Kohle. Aus Sicht der Aktionäre ist ein anderes Gut noch wichtiger: die Dividende. Seit über zehn Jahren steigt die Ausschüttung kontinuierlich an. Für das vergangene Geschäftsjahr um drei Cent auf 1,24 Dollar je Aktie. Konzernchef Andrew Mackenzie hat nochmals bekräftigt, dass BHP alles unternehmen werde, um die Dividende trotz wegbrechender Gewinne weiter zu steigern.

Mackenzies Optimismus steht in krassem Widerspruch zur Dynamik an den Aktienmärkten: Die BHP-Aktie ist über die vergangenen zwölf Monate um rund 35 Prozent eingebrochen. Die Dividendenrendite, also das Verhältnis von Kurswert und Dividende, ist dadurch auf deutlich mehr als sieben Prozent gestiegen. Eine Rendite auf diesem Niveau ist eine extreme Ausnahme - und ein klares Signal, dass Börsianer mit einer Dividendenkürzung rechnen. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre kam die BHP-Aktie lediglich auf etwas mehr als drei Prozent.

Schon jetzt wird bei BHP eng kalkuliert. Der Gewinn aus dem laufenden Betrieb ist in dem zum Juni beendeten Geschäftsjahr um 50 Prozent eingebrochen. Die Dividende wird so zu einem Kraftakt: 6,6 Milliarden Dollar schüttet BHP für das vergangene Geschäftsjahr aus, erwirtschaftete gleichzeitig aber nur freie Finanzmittel in Höhe von 6,3 Milliarden.

Um Geld für die Dividende freizuschaufeln, kürzt BHP Ausgaben. Statt der ursprünglich veranschlagten neun Milliarden Dollar will der Bergbauriese im neuen Geschäftsjahr nur noch 8,5 Milliarden investieren, im Folgejahr sieben Milliarden. Zugleich soll die Produktivität gesteigert werden.

Die meisten Analysten gehen davon aus, dass BHP in diesem Rahmen seine Dividende zumindest halten kann. Die vom Datendienst Bloomberg ermittelte Konsensschätzung sieht die Dividende im laufenden und kommenden Jahr erneut bei 1,24 Dollar. Nicht beeinflussen kann BHP aber die Entwicklung der Weltwirtschaft. Ein schärferer Einbruch Chinas, des wichtigsten Abnehmers, würde alle Rechenmodelle zunichte machen.

Zur Not könnte BHP die Dividende vorübergehend über höhere Schulden finanzieren, das aber würde die Kreditwürdigkeit des Konzerns gefährden. Die BHP-Aktie wird damit zu einer Art Wette auf China. Die hohe Dividendenrendite ist verlockend, das Risiko weiterer Enttäuschungen aber nicht zu unterschätzen.

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