22.08.2019 22:47:42
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BERLINER MORGENPOST: Es sind auch unsere Feuer / Leitartikel von Diana Zinkler zum Regenwald
Der vollständige Leitartikel: Endlich ist sie da. Die
Aufmerksamkeit. Nach Wochen nimmt die Öffentlichkeit wahr, was in
Brasilien passiert. Wenn Sprache auch nur ein bisschen auszudrücken
vermag, was die Brände im Regenwald derzeit für einen Schaden
anrichten, dann sind es Zeilen wie "Flammenhölle Amazonas". Immer
würde man als Leser denken, das ist jetzt übertrieben. Aber nein. Ist
es dieses Mal nicht. Zahlen können kaum ausdrücken, wie schwer die
Folgen dieser Waldbrände sind, die fast immer von Menschen verursacht
werden. Auch wenn wir wissen, dass seit Januar dieses Jahres 72.843
Feuer im Amazonas-Regenwald registriert worden sind und das eine
Steigerung zum Vorjahr von 83 Prozent ausmacht. Auch wenn wir wissen,
dass sich die Tierbestände in Wäldern seit 1974 weltweit halbiert
haben. Und einer der Hauptgründe dafür Rodungen sind. Im
brasilianischen Regenwald ist es immer wieder das gleiche Prinzip.
Farmer roden zunächst Waldgebiete, dann werden Feuer gelegt, um neue
Weideflächen zu schaffen. Und wenn Dürre herrscht, breitet sich das
Feuer schnell aus. Die fiese Mischung aus Dürre und wirtschaftlichen
Interessen zerstört den Regenwald im Amazonasgebiet. Wäre der
Regenwald ein Körper, würde der Mensch ihm erst die Füße abschlagen,
dann die Hände, dann die Beine, dann die Arme. Und weil das noch
nicht reicht, in Mund, Nase und Ohren Zigaretten stecken und alles
ausräuchern. Wann wird der Mensch das Herz des Urwalds erreichen?
Wann werden wir sagen: "Brasiliens Regenwald ist tot"? Das hängt von
den Menschen ab - und zwar von allen. In den sozialen Medien fordern
immer mehr ein gemeinsames, weltweites Engagement. Und dass die
brasilianische Politik einlenkt, umdenkt und endlich den Regenwald
schützt, statt ihn auszubeuten. Denn es geht um nicht weniger als die
grüne Lunge der Welt. Auch wenn der brasilianische Präsident Jair
Bolsonaro noch so schimpft, dass es niemanden etwas anginge, was
Brasilien mit seinem Regenwald mache, darf sich die internationale
Gemeinschaft nicht abschrecken lassen. Der Präsident kündigte bei
seiner Wahl im Januar an, den Regenwald für die Wirtschaft zu öffnen.
Die Mission ist in vollem Gange. Der Schaden katastrophal. Brasilien
darf nicht mit dem brutalen Raubbau weitermachen. Das Klimaabkommen
von Paris nützt überhaupt nichts, wenn Brasilien seinen Regenwald
abbrennt. Dann ist die Reduzierung von CO2-Emissionen hierzulande
sinnlos. Denn Experten bezeichnen den Regenwald als die Klimaanlage
für unseren Planeten. Neben den rein egoistischen Gründen wie Umwelt
und Klimaschutz und somit Überleben auf dieser Welt ist der Erhalt
des Regenwalds auch sozial. Es ist auch Heimat und Lebensraum vieler
indigener Völker. Der brasilianische Präsident ignoriert stattdessen
den Umweltschutz. Die Bundesregierung und die Europäische Union
müssen den Druck also erhöhen. Fördergelder kürzen, wenn das Land von
sich aus nicht umdenkt. Ein Schlüssel könnte der Amazonas-Fonds sein.
Er wurde 2008 zum Schutz des Regenwalds von der brasilianischen
Regierung gegründet. Regierungen und Privatpersonen spendeten
seither. Denn die brasilianische Regierung versprach den Vereinten
Nationen damals, den Waldverlust bis 2020 zu stoppen. Norwegen
spendete 2015 eine Milliarde US-Dollar. Die deutsche Regierung 18
Millionen Euro. Es ist Zeit zu handeln. Brasilien mag weit weg sein,
doch der Klimawandel erwärmt auch unsere Sommer und sorgt für Dürre.
Die Feuer im Amazonas-Regenwald sind auch unsere Feuer.
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