20.11.2024 13:08:00
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Berater zeb: Auf Regionalbanken kommen sinkende Erträge zu
360 österreichische Regionalbanken hat das zeb unter die Lupe genommen und die weitere Entwicklung der Institute unter zwei Szenarien berechnet. Im Basisszenario wird für die kommenden Jahre von einem geringen, aber positiven Wirtschaftswachstum, moderat fallenden Leitzinsen und konstanten Insolvenzzahlen ausgegangen. Das pessimistischere Rezessionsszenario geht von Null- oder Negativwachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), stark fallenden Leitzinsen und einer Rückkehr zur Niedrigzinspolitik sowie von steigenden Insolvenzzahlen aus und kalkuliert keine möglichen Gegenmaßnahmen der Banken ein. Oliver Rosenthal vom zeb geht davon aus, dass keines der beiden Szenarien die tatsächliche Entwicklung komplett abbilden wird. "Wir werden uns wahrscheinlich irgendwo zwischen den beiden Szenarien bewegen", so Rosenthal am Mittwoch.
Im Negativszenario Verluste und Eigenkapitalengpässe möglich
Insgesamt dürften auf die Institute laut der Analyse aber rauere Zeiten zukommen - mit weniger Zinsüberschuss und Betriebsergebnis, höheren Risikokosten, mehr Wettbewerb und einer schwächeren Kapitalisierung. Im Rezessionsszenario könnte 2026 rund ein Viertel aller untersuchten Banken operative Verluste schreiben, bei weiteren 38 Prozent wäre ein nur sehr niedriges positives Betriebsergebnis möglich.
Auch Eigenkapitalengpässe sind bei einzelnen Instituten nicht ausgeschlossen, sollte die Insolvenzdynamik deutlich zunehmen wie im negativen Szenario angenommen. Bei angenommenen zusätzlichen Kreditausfällen von fünf Prozentpunkten würden 42 Prozent der Banken auf eine Kernkapitalquote von 12,5 Prozent zurückfallen. Zum Vergleich: 2023 lag die Kernkapitalquote der Regionalbanken noch bei 20,7 Prozent. Ein solcher Rückfall bei der Kapitalisierung wäre drastisch und würde Maßnahmen der Bank erfordern, die Quote wieder aufzubessern. Rosenthal geht aber nicht davon aus, dass viele Banken mit diesem Worst-Case konfrontiert sein werden.
Banken sollten ihre Ertragsanteile für die Zukunft absichern
Um diese möglichen Effekte eines Rezessionsszenarios abzumildern und sich generell besser auf die künftigen Herausforderungen vorbereiten zu können, gibt es laut zeb viele Stellschrauben, an denen die Banken drehen könnten und sollten. So müssten die Institute in den kommenden Jahren ihre Ertragsanteile sichern, indem sie die Kundenbindung stärken und bei Konditionen kompetitiv bleiben. Denn aufgrund der sich nur schwach entwickelnden Wirtschaft werde der Wettbewerb um die Kunden, die nicht mehr werden, zunehmen, sagte Andreas Sumper, Partner bei zeb Austria.
Eine weitere große Herausforderung für die Regionalbanken seien steigende Quoten notleidender Kredite (NPL) und Kreditrisiken. Hier seien einzelne Branchen wie Gewerbeimmobilien besonders gefährdet für stärkere Ausfälle. Im Hinblick darauf müssten Banken ihre Abwicklungs- und Sanierungsabteilungen wieder stärken. Darüber hinaus müsse die digitale Transformation und künstliche Intelligenz (KI) konsequent vorantreiben - nicht nur für die eigene Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch um dem Personalmangel zu begegnen.
Grundsätzlich sind die zeb-Experten für die Zukunft der heimischen Regionalbanken aber zuversichtlich. Das Geschäftsmodell funktioniere im Allgemeinen gut und könne auch den Herausforderungen des negativen Szenarios standhalten, sagte Rosenthal.
bel/cri
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