06.08.2017 15:12:40

Belgische Behörden hatten schon Anfang Juni Hinweise auf verseuchte Eier

   BERLIN (AFP)--Die belgischen Behörden haben bereits vor zwei Monaten von einer möglichen Belastung von Hühnereiern durch das Insektizid Fipronil erfahren. Aufgrund von Betrugsermittlungen sei diese Information aber nicht öffentlich gemacht worden, teilte die belgische Behörde für Lebensmittelsicherheit am Samstag mit. In Deutschland forderte der Bauernverband Schadenersatz für die betroffenen Hühnerbetriebe. Die Grünen verlangten eine Kennzeichnungspflicht für Eierprodukte wie Nudeln oder Kekse.

   "Wir wussten seit Anfang Juni, dass es möglicherweise ein Problem mit Fipronil in der Geflügelzucht gibt", sagte die Sprecherin der belgischen Lebensmittelbehörde, Katrien Stragier, dem TV-Sender VRT. Ihre Behörde habe sofort eine Untersuchung eingeleitet und zudem die Staatsanwaltschaft informiert. "Von da an galt das Ermittlungsgeheimnis", sagte Stragier.

   Das Insektizid Fipronil war in Eiern aus Belgien und den Niederlanden nachgewiesen worden. Mindestens zehn Millionen kontaminierte Eier aus den Niederlanden wurden nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums nach Deutschland geliefert, ein Teil davon gelangte in den Handel. Der Discounter Aldi nahm deutschlandweit seine Eier aus den Regalen, andere Supermarktketten schränkten den Verkauf aus Sicherheitsgründen ein.

   Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) will am Montag mit seinem belgischen Kollegen sprechen, wie ein Ministeriumssprecher am Samstag sagte. Schmidt "hätte erwartet, dass die Behörden in Belgien zeitnah und umfassend informieren".

   Der Minister hatte zuvor in der "Bild"-Zeitung eine "zügige und lückenlose Aufklärung" des Skandals gefordert: "Vor allem Belgien und die Niederlande sind hier in der Pflicht." Gleichzeitig wehrte er sich gegen Kritik. "Die Lebensmittelüberwachung ist Aufgabe der Bundesländer", sagte Schmidt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Trotzdem habe sich sein Ministerium "unverzüglich eingeschaltet".

   Der Handel habe genauso wie die Hersteller dafür Sorge zu tragen, dass die verkauften Produkte "verkehrsfähig und gesundheitlich unbedenklich sind", sagte der Minister. Zuvor hatte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt ihm vorgeworfen, tagelang in der Versenkung zu verschwinden, während die Verbraucher verunsichert seien.

   Göring-Eckardt sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Sonntag: "Verbraucherinnen und Verbraucher haben mehr Schutz verdient." Dringend erforderlich sei deshalb "eine Information auf verarbeiteten Produkten, die Eier enthalten, aus welchem Betrieb diese stammen." Eierhaltige Lebensmittel sollten wie beim Herkunftsstempel auf Eiern einen individuellen Nummerncode erhalten, der aufzeigt, aus welchem Betrieb die verwendeten Eier stammen.

   Der Deutsche Bauernverband verlangte derweil Schadenersatz für Hühnerbetriebe. "Die betroffenen Landwirte dürfen nicht auf ihren Schäden sitzen bleiben und müssen entschädigt werden", sagte der stellvertretende Generalsekretär des Bauernverbands, Udo Hemmerling, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Beim Einsatz von Fipronil handele es sich um ein "klares Fehlverhalten eines Dienstleisters, der dieses Insektizid illegal einem legalen Desinfektionsmittel untergemischt hat".

   Einem gesperrten Betrieb entstehe täglich ein Umsatzverlust von rund 4000 Euro. Diesen müsse "der Verursacher" begleichen, sagte Hemmerling.

   Ein Hersteller von Salaten rief unterdessen Produkte zurück, in denen Fipronil-Eier verarbeitet wurden. Der Rückruf des Herstellers Neue Mayo Feinkost GmbH aus Lübeck bezieht sich auf sechs verschiedene Salate mit Mindesthaltbarkeitsdatum 16. beziehungsweise 18. August.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/cln

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   August 06, 2017 08:42 ET (12:42 GMT)- - 08 42 AM EDT 08-06-17

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