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Viele Zugeständnisse 21.03.2018 17:59:00

Bayer-Aktie unbeeindruckt: EU erlaubt Bayer die Monsanto-Übernahme unter Auflagen

Bayer-Aktie unbeeindruckt: EU erlaubt Bayer die Monsanto-Übernahme unter Auflagen

Der Agrarchemie- und Pharmakonzern habe weitreichende Zusagen gemacht und müsse noch Teile seines Geschäfts abgeben, sagte die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager am Mittwoch in Brüssel. Die Bedenken der Wettbewerbshüter seien damit ausgeräumt. Bayer kommt der Branchenführerschaft einen entscheidenden Schritt näher.

Der Leverkusener Konzern will den US-Konkurrenten für etwa 62,5 Milliarden US-Dollar (etwa 51 Milliarden Euro) übernehmen. Bayer würde damit zum größten Saatgut- und Pflanzenschutzkonzern der Welt aufsteigen. Staaten wie China, Südafrika und Brasilien haben bereits zugestimmt, das Okay der US-Behörden steht aber noch aus.

Die Begeisterung der Investoren hielt sich denn auch in Grenzen - zumal das 'Ja' aus Brüssel erwartet worden war. Nach einem anfänglichen Kurssprung um 1,5 Prozent auf 95,64 Euro drehten die Aktien zunächst wieder ins Minus. Den Xetra-Handel beendeten die Bayer-Aktien schließlich mit einem mageren Plus von 0,15 Prozent bei 94,73 Euro. Anleger richten die Blicke nun auf die USA. Die Frage ist, ob der zuständigen Abteilung des US-Justizministeriums die nun der EU gemachten Zusagen auch ausreichen. Die Prüfung könnte sich noch länger hinziehen. Bayer will sie im zweiten Quartal abschließen. Ursprünglich war Ende 2017 angestrebt worden.

Der Schwerpunkt von Bayers bisherigem Agrargeschäft liegt auf Pflanzenschutzmitteln, Saatgut macht nur einen kleinen Teil aus. Bei Monsanto ist es anders herum: Im Saatgut-Geschäft sind die US-Amerikaner stark und im Pflanzenschutz eher schwach. Es war früh klar, dass Bayer Abstriche machen und Geschäftsteile verkaufen muss.

Die Leverkusener müssen nun mehr Aktivitäten verkaufen, als ursprünglich geplant. Die EU-Wettbewerbshüter verpflichten Bayer dazu, Geschäfte mit einem Jahresumsatz von etwa 1,7 Milliarden Euro abzugeben. Das spült dem Konzern mehrere Milliarden Euro in die Kassen: Vertraglich ist bereits vereinbart, dass BASF 5,9 Milliarden Euro für bestimmte Pflanzenschutzmittel und verschiedene Saatgut-Arten zahlt, zum Beispiel für Raps und Soja. Zudem soll das Gemüsesaatgut-Geschäft komplett an die Ludwigshafener verkauft werden, hier ist der Kaufpreis noch unklar. Außerdem will Bayer BASF eine Lizenz für die Nutzung von digitalen Anwendungen einräumen.

Überschneidungen zwischen Bayer und Monsanto in den Bereichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel müssten beseitigt werden, hieß es aus Brüssel. So muss das Leverkusener Unternehmen unter anderem seine weltweite Entwicklung von Saatgut und seine Forschungssparte zur Entwicklung eines Konkurrenzprodukts für den Monsanto-Unkrautvernichter Glyphosat abgeben.

Bayer macht gut ein Viertel seines Umsatzes in seiner Agrarsparte, in der gut 20 000 Mitarbeiter tätig sind. 2017 kam der Konzern hier auf Erlöse von 9,6 Milliarden Euro. Der US-Konzern Monsanto aus Saint Louis brachte es mit seinen ebenfalls rund 20 000 Mitarbeitern zuletzt auf einen Jahresumsatz von 14,6 Milliarden Dollar (11,8 Milliarden Euro).

Dem Verkauf an BASF müsste die EU-Kommission noch zustimmen, die Frist dafür laufe bis zum 16. April, sagte Vestager. Erst dann könne es das endgültige Okay für den Bayer-Monsanto-Deal geben.

Gegen die Übernahme habe es erhebliche Bedenken gegeben, sagte Vestager weiter. "Viele Bürger haben uns mit Sorgen angesprochen, die über das Wettbewerbsrecht hinaus gehen", sagte sie. Die EU-Kommission habe eine Million Schreiben, Mails und Twitter-Mitteilungen erhalten. Dabei sei es etwa um genmanipulierte Lebensmittel und Risiken für die Gesundheit und die Umwelt gegangen. "Wir haben strikte regulatorische Standards in Europa", sagte Vestager. Diese würden auch nach der Bayer-Monsanto-Fusion Bestand haben.

Bayer zeigte sich erleichtert über das grüne Licht aus Brüssel. Dies sei "ein großer Erfolg und ein bedeutender Meilenstein", sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann. Gemeinsam mit Monsanto wolle man Landwirten helfen, "mehr und bessere Nahrungsmittel nachhaltiger zu produzieren". Davon profitierten die Umwelt und die Verbraucher, so Baumann.

Umweltschützer und Grünen-Politiker sind ganz anderer Auffassung - sie warnen vor zu großer Marktmacht des Konzerns. Dementsprechend enttäuscht reagierten sie. "Die Fusion lässt die Landwirte im Regen stehen, die sich gegen die Marktmacht der Monopole wehren", sagte der Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling. Vom Naturschutzbund Nabu hieß es, dies sei "das falsche Signal aus Brüssel für die dringend notwendige weltweite Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen".

In der Saatgut- und Pflanzenschutz-Branche läuft ein Konzentrationsprozess. So schluckte das chinesische Staatsunternehmen ChemChina vor einiger Zeit den Schweizer Konzern Syngenta. Auch die US-Konzerne Dow Chemical und Dupont schlossen sich zusammen. Das verschärft den Wettbewerb - als künftige Nummer eins in der Saatgut- und Pflanzenschutz-Branche erhofft sich Bayer eine bessere Position in dem Konkurrenzkampf.

Analysten uneins

Dank des Geldes aus Verkäufen von Geschäftsanteilen könnte Bayer zumindest theoretisch im besten Fall auf die Ausgabe neuer Aktien und eine damit verbundene Anteilsverwässerung verzichten, glaubt Analyst Michael Leacock vom Investmenthaus Mainfirst. Er rechnet dennoch mit einer Kapitalerhöhung. Das Geld würde auch mehr Spielraum für Investitionen ins Pharmageschäft schaffen, um dessen Wachstum langfristig aufrechtzuerhalten.

Analyst Emmanuel Papadakis von der britischen Bank Barclays ist vorsichtig. Er rechnet mit einer Kapitalerhöhung mindestens im höheren einstelligen Milliarden-Euro-Bereich. Mit einem Ziel von 95 Euro - das niedrigste der im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten - sieht er in den kommenden Monaten unter dem Strich eine Kursstagnation. Das durchschnittliche Kursziel der 20 erfassten Analysten liegt mit fast 118 Euro deutlich darüber.

BRÜSSEL (dpa-AFX)

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