02.10.2012 14:30:09
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Bank-Austria-Chefökonom optimistisch für Euro
In Ländern, in denen harte Sparmaßnehmen getroffen werden, gebe es eine gewisse Gefahr, dass jemand gewählt werde, der nicht zum Euro stehe. Die Konjunktur helfe momentan wenig. Viele Krisenländer seien beim realen Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch immer unter dem Vorkrisenniveau, in Griechenland etwa um 17 Prozent, in Irland um 9 Prozent, in Italien und Portugal um je 6 Prozent, Österreich liege um 4 Prozent höher, Deutschland und die USA um je 3 Prozent. Die Rezession erhöhe in einigen Ländern auch das Haushaltsdefizit.
Es sei aber auch schon viel passiert, betonte Bruckbauer. Die Politik habe zwar viele Fehler gemacht, Europa habe in der Krise aber auch eine Bankenunion, einen 500-Mrd.-Euro-Rettungsschirm und einen Fiskalpakt geschafft. Vor 2008 wäre dies wohl in dieser kurzen Zeit nicht möglich gewesen. Die Schuldenreduktion sei vielfach stärker als oft wahrgenommen. So liege etwa die Reduktion des strukturellen Haushaltssaldos 2010 bis 2013 bei 12,7 Prozent des BIP, in Portugal bei 8,2 Prozent, in Österreich bei 1,7 Prozent, in Deutschland bei 3 Prozent und in den USA bei 3,1 Prozent.
Das Problem für den Euro sei nicht die Masse an Schulden, sondern der Umgang damit. Wenn die Eurozone anders damit umgehe, dann könne sie sich wieder auf Augenhöhe mit den USA entwicklen. Nach einer Finanzkrise sei zur Stabilisierung Fiskalpolitik nötig. Europa habe eine prozyklische Konjunkturpolitik gemacht, wo es am meisten Rezession gebe, werde am meisten gespart. In der Eurozone sei das Schuldenniveau (Staat, private Haushalte und Firmen) - von den Ausreißern Portugal, Griechenland und Irland abgesehen - relativ gleich. Es liege mit 195 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) unter dem Wert der USA mit 257 Prozent des BIP im Jahr 2012. Die Veränderung der Staatsschulden im Zeitraum 2007 bis 2012 liege in der Eurozone bei 26 Prozent des BIP, in den USA bei 39 Prozent und in Japan bei 47 Prozent.
Eine zentrale Rolle spielen für Bruckbauer die Notenbanken. Allein die Ankündigung der Anleihenkäufe durch EZB-Chef Mario Draghi habe zu niedrigeren Zinsen geführt. Eine Haushaltssanierung mit 6 Prozent Zinsen sie nicht möglich. Der Markt habe zunehmend nicht die Bonität eines Staates beurteilt, sondern ein Währungsrisiko.
Finanziert würden die Staaten in Euroraum vor allem von den Banken (28 Prozent) sowie Privaten (Firmen und Haushalte) mit 20 Prozent und Versicherungen (13 Prozent). Wichtig sei eine Bankenunion in Europa. So müsse etwa die Europäische Zentralbank (EZB) jeder Bank Geld zur Verfügung stellen, das sei eine Grundvoraussetzung zur Verhinderung eines Bankenrun.
Der österreichische Zertifikatemarkt (Open Interest inklusive Zinsprodukte) bei Privatanlegern belief sich im August laut ZFA auf 13,6 Mrd. Euro und wies damit seit Jahresbeginn eine stabile Entwicklung auf. Das Gesamtmarktvolumen hat sich damit seit Juni 2006 (7,5 Mrd. Euro) fast verdoppelt. Die Produkte hätten sich auch über die Finanzkrise gut entwickelt, so ZFA-Vorsitzende Heike Arbter. (Schluss) itz/sp
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