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03.09.2013 22:23:58

Badische Neueste Nachrichten: Ohne angezogene Handbremse

Karlsruhe (ots) - Ein leeres, fast schon steril wirkendes Studio, vier Moderatoren, ein strenges, stark einengendes Korsett und 17,5 Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten, die mit großen Erwartungen zusehen - das TV-Duell ist eine besondere Herausforderung für die Spitzenkandidaten. Allein schon die Angst, mit einem einzigen unbedachten Satz, einer einzigen falschen Behauptung oder einer winzigen Nachlässigkeit die Wahlchancen zu verringern, hemmt die beiden Duellanten und verhindert eine spontane, lebhafte Diskussion mit überraschenden Wendungen, wie auch an diesem Sonntag wieder eindrucksvoll zu beobachten war. Im Bundestag hingegen fühlen sich Angela Merkel und Peer Steinbrück sichtlich wohl, der Auftritt am Rednerpult des Plenarsaals ist für sie Routine, die Zwischenrufe und der Beifall sorgen für eine anregende Atmosphäre und lassen spontane Reaktionen zu. Kein Wunder, dass das zweite Duell zwischen der Amtsinhaberin und ihrem Herausforderer gestern im Bundestag all das hatte, was dem ersten Schlagabtausch am Sonntagabend fehlte. Es war lebhaft und direkt, kontrovers und streitbar, ohne angezogene Handbremse - und damit authentischer als der Schlagabtausch im Studio, auf den sich die beiden so intensiv vorbereitet hatten, um jede Überraschung auszuschließen. Natürlich, in der Sache war die Debatte so vorhersehbar wie die Bescherung an Heiligabend. Angela Merkel sang das Hohelied auf die schwarz-gelbe Koalition, würdigte die Leistungen ihrer Regierung und sprach von vier guten Jahren für Deutschland. Peer Steinbrück dagegen warf ihr vor, Deutschland unter Wert zu regieren, die Gesellschaft gespalten zu haben und sich vor klaren Entscheidungen zu drücken. Heile Welt hier, trostlose Zustände dort, dabei wissen alle, dass die Wahrheit in der Mitte liegt, weder so rosig, wie es die Kanzlerin gerne hätte, noch so düster, wie es der Kandidat beschreibt. Aber das gehört nun einmal zum Wahlkampf und lässt die Unterschiede zwischen den beiden klar und deutlich hervortreten. In der Sache wenig Neues, und doch eine wichtige Erkenntnis: Ein TV-Duell mag ein Millionenpublikum erreichen, doch der eigentliche Ort der politischen Auseinandersetzung ist und bleibt der Bundestag. Nicht in einem sterilen Fernsehstudio wird über die Schicksalsfragen der Nation entschieden, sondern einzig und allein im Parlament im Ringen zwischen Regierung und Opposition. Und, was gerne vergessen wird, am 22. September wird noch gar kein Bundeskanzler gewählt. Sondern ein neuer Bundestag, die Herzkammer der Demokratie.

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Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de

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