04.02.2014 22:43:00
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Badische Neueste Nachrichten: Nicht nur ein Segen - Kommentar von WOLFGANG VOIGT
Karlsruhe (ots) - Unentwegt hat sich Theresia Bauer in den
vergangenen Monaten mit den Hochschulen im Land abgestimmt, hat
Professoren gehört, Juristen konsultiert, die Wirtschaft einbezogen,
diskutiert, verworfen, beschlossen. Auf keinen Fall wollte sich die
Stuttgarter Wissenschaftsministerin hinterher sagen lassen, sie habe
über die Köpfe der Betroffenen hinweg von oben reguliert. An vielen
Stellen ist das neue Landeshochschulgesetz deshalb ein Fortschritt.
An manchen aber auch das Gegenteil. Es ist gut, dass Zuständigkeiten
an den Hochschulen teilweise neu geregelt und klarer abgegrenzt
werden. Wenn Senat und Hochschulrat künftig die Rektoren in
gemeinsamer Sitzung wählen, ist die Gefahr von Konflikten wie es sie
bei der Rektorenkür etwa an der Pforzheimer Hochschule gegeben hat,
minimiert. Mehr Regulierung und die Einführung verlässlicher
Spielregeln kann auch den Promotionsverfahren nicht schaden. Ob die
geplante Erleichterung des Zugangs zum Doktorgrad für die Absolventen
einer Fachhochschule allerdings ausschließlich Segen entfaltet, ist
so klar nicht. Per "Experimentierklausel" will die grüne Ministerin
Fachhochschul-Gespannen ein begrenztes Promotionsrecht verleihen,
doch der nötige wissenschaftliche Mittelbau an dieser Stelle fehlt.
Gewiss könnte die regionale Wirtschaft von den anwendungsorientierten
Forschungen der FH-Doktoranden profitieren. Das aber kann niemals
alleiniges Kriterium sein. Nur wenn die Qualität der Arbeiten
wirklich gesichert ist, darf das Land diesen neuen Weg gehen. Beim
Umgang mit Drittmitteln trägt das neue Hochschulgesetz
paternalistische Züge. Stuttgart schreibt hier in Zukunft mehr
Transparenz vor, zugleich versichert die Ministerin, die Interessen
der Geber blieben gewahrt. Selbst mit viel Fantasie leuchtet kaum
ein, wie beide Erfordernisse in der täglichen Hochschulpraxis
miteinander ausgesöhnt werden können. Wenn die Neuregelung das
Aufkommen an Drittmitteln eindampft, hätte die Landesregierung dem
Wissenschaftsstandort einen Bärendienst erwiesen.
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Pressekontakt: Badische Neueste Nachrichten Klaus Gaßner Telefon: +49 (0721) 789-0 redaktion.leitung@bnn.de
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