Badische Neueste Nachrichten: Das Ende einer Ära

Karlsruhe (ots) - Auch die längste Glückssträhne geht einmal zu Ende: 18 Jahre lang stand Jean-Claude Juncker an der Spitze der Regierung in Luxemburg. Und auch nach der jüngsten Parlamentswahl ging die Partei des Langzeit-Ministerpräsidenten als stärkste Kraft hervor. Nur nützt dies dem 58-Jährigen nichts: Seine Gegner haben sich verbündet und booten ihn mit einem Dreier-Bündnis einfach aus. Künftig soll Xavier Bettel die Geschicke des kleinen Landes mitten in Europa leiten. Großherzog Henri beauftragte ihn gestern offiziell mit der Bildung einer neuen Regierung - und nicht Jean-Claude Juncker, den Dauer-Chef auf dem Ministerpräsidenten-Sessel. Damit geht nicht nur in Luxemburg eine Ära zu Ende - auch für die europäische Union bedeutet der Abschied Junckers eine Zäsur. Der Luxemburger ist einer der letzten Europäer der alten Schule, denen es nicht nur um Geld und Prozente geht. Der so oft beschworene "Europäische Gedanke" ist für ihn nicht nur Worthülse, sondern Auftrag. Ohne die Interessen seines kleines Landes, etwa in der Bankenfrage, aus den Augen zu verlieren, hat Juncker den Einigungsprozess immer wieder vorangetrieben. Wo andere schon längst aufgeben wollten, hat er immer wieder Kompromisslinien aufgezeigt, die Europa am Ende vorangebracht haben. Gestern verabschiedete sich der Luxemburger aus dem Kreis der Regierungschefs in Brüssel. Ob es wirklich sein letzter großer Auftritt in Europas Hauptstadt war, wird sich erst noch zeigen. Ein europäisches Amt stünde dem Staatsmann aus dem Großherzogtum gut zu Gesicht.

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