Ausschreibung für Atomkraftwerk in Tschechien gestoppt

PRAG (dpa-AFX) - Die Ausbaupläne für das umstrittene Atomkraftwerk Temelin in Tschechien sind vorerst gestoppt. Der Stromkonzern CEZ hat die Ausschreibung für den Bau von zwei Reaktorblöcken an dem Standort in Südböhmen ohne Ergebnis beendet, wie ein Sprecher am Donnerstag mitteilte. Um den Milliardenauftrag hatten sich ein russisch-tschechisches Konsortium, die japanisch-amerikanische Firma Westinghouse und die französische Areva bemüht. Das Akw Temelin ist weniger als 100 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

Für den Stopp machte CEZ-Chef Daniel Benes die "turbulente Entwicklung" auf dem Energiemarkt verantwortlich. Wegen des niedrigen Strompreises auf dem Energiebörsen rechne sich die Investition nicht. Die Regierung des Sozialdemokraten Bohuslav Sobotka hatte es abgelehnt, den Ausbau der Kernkraft über staatlich garantierte Abnahmepreise für Atomstrom zu subventionieren.

"Das bedeutet nicht, dass wir den Bau von Kernreaktoren endgültig aufgeben", betonte Benes. Die Gefahr, dass Tschechien seinen Energiebedarf in einigen Jahren nicht aus eigenen Quellen decken könne, bleibt nach Ansicht des CEZ-Vorstandsvorsitzenden akut. Gegen die Ausbaupläne waren Umweltschützer seit Jahren Sturm gelaufen. Sie halten das bestehende Kraftwerk wegen seiner Kombination aus amerikanischer Leit- und russischer Reaktortechnik für störanfällig./hei/DP/stb