AUSBLICK/Bayer muss seine Probleme beziffern

   Von Olaf Ridder

   FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer kann abermals auf Covestro zählen. Die ausgegliederte Kunststofftochter sorgt mit starken Zahlen dafür, dass die Probleme der Konzernmutter ihre Halbjahresbilanz am Donnerstag nicht völlig verhageln. Covestro ist im zweiten Quartal um 17 Prozent gewachsen und konnte den Nettogewinn mehr als verdoppeln. Beides schlägt sich auch in den Bayer-Zahlen nieder, denn die Tochter wird noch immer voll konsolidiert.

   Ausbügeln kann Covestro die Probleme allerdings nicht, die Bayer in zwei von drei Sparten belasten. Vor knapp vier Wochen hat der DAX-Konzern seine Aktionäre bereits auf schwache Zahlen eingestimmt: So türmen sich etwa in den Lägern brasilianischer Agrarhändler nicht verkaufte Pflanzenschutzmittel - ein Einzelproblem, wie der Konzern betont, der noch in diesem Jahr den US-Saatgutriesen Monsanto übernehmen will. Ansonsten laufe es in der Agrarchemie nämlich gut.

   Immerhin wird das Einzelproblem das Betriebsergebnis EBITDA mit 300 bis 400 Millionen Euro belasten, genauer war das bislang nicht zu fassen. In der Halbjahresbilanz wird es detailliert stehen, weil Bayer das Problem als Einmalposten abhaken möchte. Beziffern muss der Konzern überdies seine anhaltende Schwäche im Geschäft mit verschreibungsfreien Arzneimitteln. Und schließlich wird Bayer offenlegen, in welchem Ausmaß ungünstige Wechselkurse das Geschäft beeinträchtigen.

   Stark läuft es im Bayer-Konzern nur in der Pharmabranche - getragen von einigen Blockbuster-Medikamenten. Immerhin: Der Blutverdünner Xarelto hat bei zwei Musterprozessen um geschädigte Patienten in den USA - in einem Fall mit Todesfolge - bisher keine Blessuren davongetragen. Jeweils sprach eine Jury den deutschen Pharmakonzern und seinen US-Vermarktungspartner Johnson & Johnson von der Mitverantwortung frei. Angesichts von 18.000 anhängigen Verfahren ist das aus Investorensicht eine gute Nachricht.

   Alles in allem muss Bayer am Donnerstag seine Prognose nach unten korrigieren. Bisher gilt im Konzern ein Umsatz von etwa 51 Milliarden Euro entsprechend einem Wachstum im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich als Zielmarke. Zugleich sollte das bereinigte Ergebnis im unteren Zehner-Prozentbereich zulegen.

   Anleger werden darauf schauen, ob die neue Jahresprognose darauf hindeutet, dass sich die Probleme in das zweite Halbjahr hinein fortsetzen könnten. Angesichts der anstehenden Monsanto-Integration wäre etwa eine Baustelle im Bereich Consumer Health ein Problem. Dort wurde vor drei Jahren das Geschäft mit verschreibungsfreien Medikamenten des US-Konzerns Merck zugekauft.

   Analysten rechnen im Schnitt damit, dass sich das Umsatzwachstum im zweiten Quartal mit 6 Prozent verglichen mit dem starken Erstquartal in etwa halbiert hat. Der Betriebsgewinn dürfte zwar gestiegen sein, mit geschätzten 3 Prozent aber nur unterproportional.

   Die Analysten der Deutschen Bank sind skeptischer. Sie rechnen damit, dass Bayer nur um 4 Prozent gewachsen ist. Die EBITDA-Zuwächse der starken Bereiche Pharma und Covestro Anstieg dürften dagegen komplett von den skizzierten Problemen aufgezehrt worden sein - will heißen: mehr als ein unveränderter Betriebsgewinn sei nicht zu erwarten. Den Überschuss sehen die Analysten der Deutschen Bank anders als der Durchschnitt ihrer Kollegen sogar fallen.

   Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal 2017:

   -Bilanzierung nach IFRS

   -Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset

   -ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

   -das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

   -alle Angaben ohne Gewähr

   Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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   July 26, 2017 23:45 ET (03:45 GMT)

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