03.04.2013 15:30:32
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AUSBLICK/Bank of England wartet trotz größerem Spielraum ab
Von Jason Douglas
LONDON--Bei der kommenden Ratssitzung wird die Bank of England (BoE) aus Sorge über die Inflation voraussichtlich keine zusätzlichen Maßnahmen beschließen, mit denen die schwache Wirtschaft angekurbelt werden könnte. Auch wenn das Mandat zur Eindämmung der Inflation neu justiert wurde und den Notenbankern nun mehr Spielraum zur Stützung des Wachstums lässt, wird das Monetary Policy Committee (MPC) nach mehrheitlicher Überzeugung von Volkswirten die Geldpolitik unverändert belassen. Der Leitzins dürfte bei der Sitzung an diesem Donnerstag auf dem Rekordtief von 0,50 Prozent bestätigt und das Volumen des Wertpapierankaufprogramms bei 375 Milliarden Pfund Sterling belassen werden. Die Entscheidungen der Ratssitzung werden um 13.00 Uhr bekannt gegeben.
Das Protokoll der März-Sitzung hatte offenbart, dass die Inflationsgefahren innerhalb des neunköpfigen Gremiums weiterhin unterschiedlich eingeschätzt werden. BoE-Gouverneur Mervyn King und den zwei Ratsmitgliedern Paul Fisher und David Miles war es - wie bereits im Monat zuvor - nicht gelungen, die Mehrheit davon zu überzeugen, das Wertpapierkaufprogramm um 25 Milliarden Pfund aufzustocken. Nach ihrer Ansicht könnte damit die Wirtschaft angekurbelt werden, ohne die Preise in die Höhe zu treiben. Die britische Wirtschaft könnte Stimulierung gebrauchen: Im Schlussquartal 2012 sank die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent im Quartalsvergleich und im ersten Jahresviertel 2013 könnte sie erneut geschrumpft sein, womit Großbritannien in die dritte Rezession in den vergangenen fünf Jahren abgerutscht wäre.
Bei der Mehrheit der MPC-Mitglieder überwog im März aber die Sorge vor der Inflation. Die Jahresteuerung zog m Februar auf 2,8 Prozent an von 2,7 Prozent im Januar und lag damit deutlich über dem Inflationsziel der BoE von 2 Prozent. Nach den Projektionen der Notenbank wird die Inflation wegen der steigenden Gas- und Stromkosten der privaten Haushalte und höheren Universitätsgebühren auch noch bis 2016 über dem Inflationsziel verharren. Im April dürften die Ratsmitglieder nach Ansicht von Volkswirten die Lage weiterhin unterschiedlich einschätzen.
Die seit der März-Sitzung veröffentlichen Konjunkturdaten seien nicht so schwach ausgefallen, dass sie die Mehrheit der Ratsmitglieder von der Notwendigkeit überzeugen könnten, weitere Stimulierungsmaßnahmen zu beschließen. "Es hätte signifikante Änderungen des Umfelds geben müssen, um in diesem Monat eine Änderung der Geldpolitik zu bewirken", sagte Rob Wood, Chefvolkswirt bei Berenberg Bank.
Volkswirte bezweifeln auch, dass die neuen Vorgaben von Schatzkanzler George Osborne zum Inflationsmandat die Notenbank am Donnerstag zu zusätzlichen Anleihekäufen bewegen wird. Das Finanzministerium überprüft das Mandat der BoE einmal jährlich, und Osborne hatte im Anschluss an die Überprüfung am 20. März mitgeteilt, dass die Notenbank ein Abweichen der Inflation vom Ziel zulassen dürfe, wenn die Wirtschaftslage schwierig sei. Allerdings müsse die Notenbank die Gründe für ein Verfehlen des Inflationsziels darlegen und mitteilten, wie rasch die Teuerung wieder in den Zielbereich gebracht werden solle.
Osborne will zudem prüfen lassen, inwieweit eine langfristige Steuerung der Erwartungen zur Geldpolitik nach Art der US-Notenbank Ausgaben und Investitionen fördern könnte. Die US-Notenbank hatte im vergangenen Jahr angekündigt, die Leitzinsen auf dem niedrigen Niveau zu belassen und weiter Wertpapiere zu erwerben, bis die Arbeitslosenquote in den USA unter 6,5 Prozent gesunken ist.
Die Anpassungen des Mandats der BoE sollen nach Ansicht von Analysten den Weg für den kommenden Gouverneur Mark Carney bereiten, der im Juli an die Spitze der BoE treten wird. Carney könne dann die konjunkturstützende Politik der BoE verstärken, während der Finanzminister versuche, mit einem über mehrere Jahre angelegten Plan das riesige Haushaltsdefizit des Landes einzudämmen.
Da aber Carney erst im Juli sein Amt antritt, wird sich die Politik der BoE möglicherweise auch erst dann ändern, falls sich der wirtschaftliche Lage nicht unerwartet deutlich eintrübt. So sagte Victoria Redwood von Capital Economics: "Es sollten bald weitere Stimulierungsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden, aber möglicherweise müssen wir erst die Ankunft von Carney abwarten."
Kontakt zum Autor: konjuntur.de@dowjones.com
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April 03, 2013 09:00 ET (13:00 GMT)
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