15.12.2015 12:30:47
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AUSBLICK 2016 / Für Linde wird auch 2016 schwierig bleiben
Von Heide Oberhauser-Aslan
FRANKFURT (Dow Jones)--Bei Linde waren die Aussichten zuletzt deutlich eingetrübt. Der niedrige Ölpreis, die schwache Industriekonjunktur und staatliche Preiskürzungen im US-Gesundheitsgeschäft machen dem Münchner Industriegase- und Anlagenbaukonzern mehr zu schaffen als bislang gedacht. Eine Erholung ist auch im nächsten Jahr nicht wirklich in Sicht.Anfang Dezember musste Vorstandschef Wolfgang Büchele überraschend die Mittelfristziele erneut kürzen. Die ursprüngliche Mittelfristplanung, die noch von Vorgänger Wolfgang Reitzle aufgestellt worden war, hatte Büchele schon im Oktober des vergangenen Jahres für nicht mehr erreichbar angesehen.
Gegenwind vom Ölpreis und der schwachen Produktion Der einst erfolgsverwöhnte Konzern verspürt Gegenwind an mehreren Fronten, und eine Erholung zeichnet sich derzeit nicht ab. Für 2017 wird jetzt nur noch ein operatives Konzernergebnis von 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro angestrebt, nach zuvor 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro. Auch beim Kapitalrenditeziel ruderte Linde zurück. Das bislang angestrebte Ziel für 2017 von 11 bis 12 Prozent wurde auf 9 bis 10 Prozent gesenkt.Linde klagt unter anderem über die Schwäche bei der weltweiten Industrieproduktion. Die Konjunkturflauten in wichtigen Schwellenländern wie etwa China und Brasilien werden wohl auch im kommenden Jahr das weltweite Wirtschaftswachstum und die Industrieproduktion belasten. Da der Konzern sein Gas an fast alle Industriebranchen liefert, wird sich das auch bei Linde bemerkbar machen. Die Gasesparte ist für vier Fünftel des gesamten Konzernumsatzes verantwortlich.
Im Großanlagebau leidet Linde schon länger unter dem niedrigen Ölpreis und als Folge davon unter der Investitionszurückhaltung der Kunden. Das ist vor allem in der Petrochemie spürbar. Sie verschieben ursprünglich geplante Großprojekte in die Zukunft. Entsprechend sind die Neuaufträge in diesem Jahr eingebrochen. Der Auftragseingang hat sich per Ende September mit gut 1,1 Milliarden Euro mehr als halbiert.
Kommt ein Auftrag von Gazprom? Zwar steht Linde in Verhandlungen mit Kunden über neue Aufträge, spruchreif ist aber noch nichts. Ende Oktober hatte Büchele bereits von Gesprächen über neue Großaufträge berichtet, ohne dabei aber die Verhandlungspartner zu nennen. Medienberichten zufolge verhandelt Linde dabei auch mit dem russischen Gasgiganten Gazprom, der eine riesige Anlage zur Gasaufbereitung in Südsibirien bauen will.Mit Problemen kämpft Linde aber auch im Geschäft mit Medizingasen in den USA. Dort rechnet Büchele in den kommenden beiden Jahren mit stärkeren Preiskürzungen durch den Staat als bislang gedacht. Das Healthcare-Geschäft gilt als wichtiger Zukunftsbereich bei Linde, und in den USA wie anderswo ist die Regierung einer der wichtigsten Geschäftspartner. Vor gut drei Jahren hatte Bücheles Vorgänger Reitzle für 3,6 Milliarden Euro das US-Unternehmen Lincare übernommen, das Patienten zu Hause und in Kliniken mit Medizingasen versorgt. Linde war damit zum weltweit führenden Healthcare-Anbieter der Gaseindustrie aufgestiegen.
Im US-Gesundheitssektor setzt Linde auf Zukäufe Dem DAX-Konzern ist es bislang gelungen, die Preisreduzierungen in den USA mit dem Aufkaufen kleinerer Wettbewerber und somit einer Erhöhung der Kundendichte aufzufangen. Diese Strategie will Linde fortsetzen. Weil der Staat jetzt aber stärker kürzt als gedacht, rechnet Linde damit, dass es länger dauern wird, bis dieser unerwartet starken Negativeffekt aufgefangen werden kann. Ein wichtiger Zukauf ist bereits unter Dach und Fach. Erst kürzlich hat Linde die Übernahme von American HomePatient in den USA bekannt gegeben. Das auf Beatmungstherapien spezialisierte Unternehmen setzte im vergangenen Jahr 260 Millionen Euro um und beschäftigte 2.700 Mitarbeiter.Noch unklar ist derzeit, wie sich die geplante Übernahme des US-Konzerns Airgas durch Air Liquide, den Erzrivalen von Linde, auswirken wird. Mit dem 13 Milliarden Dollar teuren Zukauf werden die Franzosen Linde als Nummer 1 der Branche ablösen. Auch wenn Büchele erklärt hat, dass das Zusammengehen der beiden Wettbewerber das eigene Amerika-Geschäft nicht beeinträchtigen wird -- den Beweis dafür muss der Manager noch erbringen.
HINWEIS: Dow Jones sendet im Dezember Ausblicke zu Unternehmen, Branchen und Märkten. Sie finden diese Meldungen über die einheitlich mit "AUSBLICK 2016 /" beginnende Überschrift. Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com DJG/hoa/kgb(END) Dow Jones Newswires
December 15, 2015 06:00 ET (11:00 GMT)
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