10.06.2015 20:50:45

Atomgespräche mit Iran offenbar von Computervirus ausgespäht

   WASHINGTON (AFP)--Ein Computervirus hat offenbar die Atomgespräche zwischen Iran und den fünf UN-Sicherheitsratsmitgliedern sowie Deutschland ausgespäht. Die in Russland ansässige IT-Sicherheitsfirma Kaspersky teilte am Mittwoch mit, in ihrem eigenen Netzwerk sei ein Schadprogramm namens Duqu entdeckt worden, das auch bei den in diesem und dem vergangenen Jahr abgehaltenen Gesprächen über Teherans Atomprogramm eingesetzt worden sei. Duqu weise große Ähnlichkeit zu dem mit Israels Nachrichtendienst in Verbindung gebrachten Computervirus Stuxnet auf, erklärte Kaspersky weiter.

   IT-Experten waren bislang davon ausgegangen, der bereits bekannte Computerwurm Duqu sei seit 2012 nicht mehr aktiv - "bis jetzt", schrieb Kaspersky in einem Blogeintrag im Internet. Das als "Stiefbruder von Stuxnet" bezeichnete Spähprogramm sei zunächst im Netzwerk von Kaspersky gefunden worden. Später habe sich herausgestellt, dass eine aktualisierte Version von Duqu auch zum Ausforschen von Zielen in westlichen Staaten, dem Nahen Osten und Asien eingesetzt worden sei, teilten die Forscher von Kaspersky mit.

   Insbesondere seien "im Rahmen der 5+1-Gespräche", also der Atomgespräche mit Iran, an den Ausrichtungsorten Infizierungen mit dem Computerwurm nachgewiesen worden, hieß es in der Mitteilung Kasperskys. Demnach sei "Duqu 2.0", das sich aufgrund seiner diskreten Vorgehensweise auf fremden Rechnern nur schwer nachweisen lasse, auch zur Ausspähung von Politikern und Würdenträgern bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingesetzt worden. Außer dem Diebstahl geistigen Eigentums sei dadurch jedoch kein Schaden entstanden.

   Das ähnlich konzipierte Virus Stuxnet war spätestens 2007 von Israel oder den USA entwickelt worden und hatte 2010 Irans Atomanlagen attackiert. Das "Wall Street Journal", das als erstes über die jüngste Entdeckung berichtete, schrieb, Kasperskys Nachforschungen stützten Berichte des Magazins, wonach Israel die Atomverhandlungen auskundschafte.

   Die fünf UN-Vetomächte und Deutschland hatten sich Anfang April mit Iran auf Eckpunkte für ein Abkommen geeinigt, das dem Land die friedliche Nutzung der Atomenergie ohne die Möglichkeit zur Herstellung von Nuklearwaffen erlauben soll. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass Iran die Zahl seiner Zentrifugen zur Urananreicherung deutlich reduziert und internationale Kontrollen zulässt. Im Gegenzug sollen die internationalen Sanktionen gegen Iran schrittweise gelockert werden.

   Die israelische Regierung ist strikt gegen das geplante Atomabkommen. Israel befürchtet, Iran werde gelockerte Sanktionen zur Entwicklung von Atomwaffen nutzen und anschließend als erstes Israel angreifen.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/cln

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   June 10, 2015 14:18 ET (18:18 GMT)- - 02 18 PM EDT 06-10-15

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