03.04.2015 14:34:40

Allianz-Chefvolkswirt: Griechenland wird einlenken - Hilfsgelder unverzichtbar

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Chancen für einen Verbleib des pleitebedrohten Griechenlands in der Eurozone haben sich nach Einschätzung von Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise verbessert. "Ich glaube nicht an einen Grexit, ich denke die griechische Regierung wird einlenken. Sie ist schließlich nicht gewählt worden, um Griechenland aus dem Euro herauszuführen und einen wirtschaftlichen Großschaden anzurichten", sagte Heise der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

"Griechenland ist auf die Unterstützung der internationalen Geldgeber angewiesen, daran führt kein Weg vorbei", betonte Heise. Das Land hängt seit 2010 am Tropf der Europartner, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Nach Einschätzung von Experten reicht das Geld in der griechischen Staatskasse bis Mitte April. Die Geldgeber wollen frische Milliarden nur dann nachschießen, wenn Griechenland weitere Reformen in die Wege leitet. Wird keine Lösung gefunden, könnte Hellas im schlimmsten Fall zu einem Austritt aus dem Euro gezwungen sein ("Grexit").

Die aktuelle Reformliste mache Hoffnung, befand Heise: "Da steht vieles auf dem Papier, was in die richtige Richtung geht. Wichtig ist, dass es jetzt an die Umsetzung geht. Dann werden die internationalen Geldgeber Griechenland über Wasser halten." Die Links-Rechts-Regierung müsse jetzt Taten folgen lassen: "Wenn in Sachen Steuererhebung und Korruptionsbekämpfung wirklich etwas passiert, dürfte die Stimmung relativ schnell wieder ins Positive drehen."

Dass die Regierung von Alexis Tsipras weiterhin hart verhandele, wundere ihn nicht, sagte Heise: "Da wird immer noch gepokert." Er könne sich jedoch nicht vorstellen, dass das Land Kredite - etwa des IWF - nicht wie vereinbart rechtzeitig zurückzahlen werde. "Eine Nichtzahlung an den IWF würde Chaos auslösen, das wird die griechische Regierung nicht riskieren wollen." Athen muss am kommenden Donnerstag (9.4.) eine Rückzahlung von rund 450 Millionen Euro an den IWF stemmen.

Nach dem Schlingerkurs der vergangenen Wochen hoffe er auf "einen gewissen Lerneffekt" bei der jungen Athener Führungsriege, sagte Heise: "Die griechische Regierung hat erfahren müssen, dass ihr Kurs die Geldgeber verprellt und die Finanzmärkte in Aufregung versetzt hat. Das sollte ihr eine Lektion gewesen sein."

Ein Restrisiko bleibe jedoch, dass Hellas die Eurozone verlassen müsse - womöglich unbeabsichtigt: "Das Risiko eines Unfalls, eines "Graccidents" ist nicht gleich null, aber es ist reduziert worden durch die Reformliste", sagte Heise. "Die Frage ist, ob die Umsetzung nun auch angegangen wird. Wenn das nicht der Fall ist, wird uns die Krise wieder einholen."/ben/DP/he

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