Allgemeine Zeitung Mainz: zur Bahn / Kein Ende der Krise

Mainz (ots) - Okay, es ist vorbei. Seit Freitagabend 20 Uhr ist das Mainzer Stellwerkschaos, diese einmalige Groteske deutscher Bahngeschichte, Vergangenheit. Oder besser:sie soll es sein. Aber auch wenn hier die Züge nun wieder fahren und die Bahn klugerweise wenigstens ihre Dauerkunden ein bisschen entschädigt:Die allgemeine Bahn-Krise ist lange nicht vorbei, der Zustand der DBbleibt marode. Und wenn die Bahn AG am 1. Januar auf ihr 20-jähriges Bestehen als privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen zurückblickt, so bleibt zu hoffen, dass sie dies bescheiden feiert, am Besten sogar zur inneren Einkehr nutzt. Denn nicht nur, dass Verspätungen und Zugausfälle, kaputte Klimaanlagen und verdreckte Toiletten, eine miese Kommunikation und Vertuschungen bis hin zu Unwahrheiten nerven, der Konzern wird auch immer mehr von innen zerfressen. Die Moral stimmt nicht mehr, weil die Bahner sich oft von ihrer Firmenspitze allein gelassen fühlen. Sie müssen auslöffeln, was dort angerührt wurde. Die Stellwerkskrise ist ja nicht der erste Personalengpass der letzten Jahre, und es wird nicht der letzte sein. Skeptiker, die davor gewarnt hatten, sich für Börsenwahn und S21-Größenwahn schlank zu hungern, haben recht behalten. Die jetzt - hoffentlich - beendete Mainzer Krise dient aber auch als Lehrstück für die Politik. Ihr muss jetzt klar sein, dass die Bahn keine Melk-Kuh ist, sondern als ein Stück Daseinsvorsorge Geld kostet. Wenn dieser Gedanke in Berlin zündet, könnte am Ende das Chaos sogar etwas bringen. Nun bleibt aber erst einmal zu hoffen, dass die Züge nicht nur einfach fahren, sondern sogar nach Fahrplan. Pünktlich wie die Eisenbahn, hieß es früher.

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