Allgemeine Zeitung Mainz: Sicherer, aber... / Kommentar zum Banken-Stresstest

Mainz (ots) - Der Name sagt es schon: ein Test. Wichtig, aber kein Ersatz für den Ernstfall, der nie eintreten möge. Aufatmen scheint die allgemeine Reaktion auf die Ergebnisverkündung des Banken-Stresstests. Das Resultat liegt im erwarteten Rahmen, wobei es schon überrascht, dass ein allseits mit größtem Argwohn betrachteter Kandidat wie die HSH Nordbank bestanden hat. Zudem: Die Europäische Zentralbank hat eine eigene wichtige Feuerprobe bestanden. So weit, so gut, und niemand sollte nun gezielt schlechte Stimmung machen, wo doch immer noch die alte Weisheit gilt: 80 Prozent des Wirtschaftslebens sind Psychologie. Also: Es ist gut, dass die EZB diesen Test durchführt, dass die Banken darauf gefasst sein müssen, stärker unter Kontrolle zu stehen - zumindest die Banken, die dem Stresstest unterliegen. Was sogenannte Schattenbanken treiben, etwa Hedgefonds oder mächtige Finanzinvestoren wie Blackrock, steht auf einem anderen Blatt, kann aber höchst unangenehm werden. Im Euroraum ist die Szenerie sicherer geworden, was insbesondere den steuerzahlenden Bürger interessiert: Letztlich leidet er unter einem Crash wie 2008 am meisten, und letztlich haftet er mit seinem Steuergeld, wenn der Staat Banken, die er für systemrelevant hält, rettet. Dass Italien mit neun durchgefallenen Geldhäusern ein desaströses Bild abgibt, überrascht leider nicht. Vielleicht ist Geld ja auch eine Mentalitätsfrage. Da schließt sich der Kreis, wenn man auf Italien und fast noch skeptischer auf Frankreich schaut. Entgegen jeder Vereinbarung bringen sie ihre Staatsetats nicht in Ordnung, und kein Stresstest kann sie dazu zwingen. Dabei weiß jeder, dass die Krise 2008 in Wahrheit eine Staatsschuldenkrise war. Fazit: Sicherer als 2008 ist unser Geld, aber sicher noch lange nicht.

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