Allgemeine Zeitung Mainz: Ans Eingemachte / Kommentar zu möglichen Flugbegleiter-Streiks

Mainz (ots) - Bahn, Kitas, Post, Real, Lufthansa - Streiks oder Streikandrohungen, wohin man blickt. Und immer mehr Menschen in diesem Land wenden ihren Blick ab und schütteln den Kopf. Das ist einerseits verständlich, wird aber der Bedeutung der Konflikte nicht gerecht. Denn das in der Vergangenheit als Sozialpartnerschaft bekannt gewordene, gute Klima zwischen den Tarifparteien verschärft sich doch häufig deshalb, weil es ans Eingemachte geht. So streiten sich Arbeitgeber und Gewerkschaften bei der Bahn im Kern vor allem darum, welche Arbeitnehmervertretung im Konzern künftig die Macht hat. Bei den Kitas wiederum geht es auch um die existenzielle Frage, wie viel uns Kindererziehung wert ist. Im Fall Real droht dagegen der im Handel seit Jahren schwelende Konflikt um völlig neue Lohnstrukturen und -gruppen zu eskalieren. Und bei der Lufthansa geht es im aktuellen Konflikt um nicht weniger als eine auskömmliche Absicherung der Flugbegleiter im Alter. Die Bedingungen für eine schnelle gütliche Einigung sind hier denkbar schlecht, denn beide Seiten müssten sich eigentlich deutlich aufeinander zu bewegen, können es, aus ihrem jeweiligen Blickwinkel gesehen, aber kaum. So will die Lufthansa schnellstens die Kosten senken, um konkurrenzfähig zu bleiben, und da sind die alten Vereinbarungen zur Betriebsrente ein schwerer Brocken. Die Kabinen-Gewerkschaft Ufo wiederum kann natürlich nicht einfach nicken, wenn die betriebliche Altersvorsorge ihrer Klientel deutlich zusammengestrichen werden soll. Dies gilt vor allem auch vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen möglicherweise eine breite Absenkung der Flugbegleiter-Gehälter vorbereitet. Beides wird Ufo auf keinen Fall mitmachen, das muss dem Management klar sein.

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