06.01.2015 20:12:58

Allg. Zeitung Mainz: Verräterisch / Kommentar zu Pegida

Mainz (ots) - Kritik an Pegida schweißt Pegida noch enger zusammen. Und Berichterstattung über Pegida wertet Pegida auf. Dennoch ist es ungemein wichtig, dass sich nun - endlich - eine breite Protestbewegung gegen die selbsternannten Retter des Abendlands formiert. Lange hat es gedauert, bis es so weit war. Auch Berichterstattung ist unerlässlich, genaues Hinschauen: Wer kocht da braune Süppchen? Diejenigen, die diese Frage stellen, werden von manchen Aktivisten als "Volksverräter" bezeichnet. Verräterisch ist aber in Wahrheit eine solche Ausdrucksweise. An ihren Worten sollt ihr sie erkennen. "Das deutsche Volk" - ein Lieblingsbegriff mancher Pegida-Demonstranten; dabei haben die Nazis mit ihrer Rassenlehre das "Völkische" ins Verbrecherische gewendet. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass Pegida immer stärker ins Rechtsextreme marschiert. Versammlungs- und Meinungsfreiheit werden vom Grundgesetz als hohe Rechtsgüter geschützt; doch wer als ehrlich besorgter Bürger demonstrieren möchte, muss tief in sich hineinhorchen: Wieso sollte Pegida für ihn die richtige Plattform sein? Die Klasse der politisch Verantwortlichen präsentiert sich unglücklicherweise noch immer unsortiert. Merkel warnt immerhin sachlich. Gerhard Schröder dagegen klingt schrill insofern, als er als niedersächsischer Ministerpräsident vor 1998 einer eher rigiden Migrationspolitik das Wort redete. Der sinnvollste Hinweis kam gestern vom hessischen CDU-Fraktionschef Boddenberg: Der direkte Kontakt mit dem Bürger sei selbstverständliche und tägliche Aufgabe für jeden Politiker. Dass es offensichtlich nötig ist, solche Selbstverständlichkeiten immer mal wieder deutlich zu artikulieren, ist allerdings beunruhigend.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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