27.04.2014 19:04:58

Allg. Zeitung Mainz: Verbunden - Kommentar zu den heilig gesprochenen Päpsten

Mainz (ots) - Eines der schönsten Erlebnisse, die Kirchen Gläubigen immer wieder beschert, liegt im Überwinden von Grenzen. Grenzen, die der Verstand, die Ratio, immer schnell zu ziehen bereit ist. Und die der Glaube an einen verbindenden Kern mit gemeinsamen Werten dann doch immer wieder hinter sich lässt. Am Wochenende gab es ein solches Erlebnis. Selbst wer nicht der katholischen Kirche angehört oder sogar dem christlichen Glauben ganz abgeschworen hat, muss schon sehr abgestumpft sein, um die Tragweite der doppelten Heiligsprechung nicht zu sehen. Hier - mit Johannes XXIII. - dem Reformer, dort - mit Johannes Paul II. - dem prinzipienfesten Konservativen, der wie der Konzilspapst nicht unumstritten war und ist. Beide haben die Gesellschaft auf ihre jeweilige Weise bis heute nachhaltig geprägt, weit in die epochalen politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts hinein. Und es ist das Fundament auch ihres gemeinsamen Glaubens, der alle persönlichen Gegensätze immer noch aufzuheben vermag. Oder wieder? Musste mit Papst Franziskus erst wieder ein ebenso mutiger Erneuerer kommen, bis die Kirche reif war für solch eine große, bewusst kalkulierte Geste? Auch diese Fragen schwangen und schwingen in der Betrachtung der Szenen auf dem Petersplatz mit. Franziskus hat sie unmissverständlich beantwortet: Wenn er keine Probleme mit Gegensätzen hat, muss es auch sonst niemand. Die Debatte um die Ausrichtung der Kirche auch für das 21. Jahrhundert muss dessen ungeachtet natürlich weiterhin geführt werden. Franziskus weiß das. Aber der Blick soll dabei immer zuerst auf das fallen, was - immer noch - verbindet. Die Welt hat also am Wochenende eine Antwort darauf bekommen, wie dieser Papst Kirche versteht.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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