Allg. Zeitung Mainz: Trend gesucht / Kommentar zu aktuellen Wahlumfragen

Mainz (ots) - War da was? NSA-Affäre, Drohnen-Pleite, Betreuungsgeld, das so gut wie niemand will - man hätte glauben können, dass diese und andere Themen der erfolgsverwöhnten Kanzlerin Dämpfer bei der gemessenen Zustimmung des Wahlvolkes verpassen. Aber weit gefehlt: In einer Umfrage hat Schwarz-Gelb erstmals seit Längerem eine Mehrheit, in anderen erholt sich Rot-Grün immerhin leicht, ohne dass daraus schon ein echter Trend gegen Angela Merkels Koalition ablesbar wäre. Auf der Suche nach Erklärungen muss man nicht zielgerichtet zeitgeistig-fies werden wie der "Spiegel" und die FDP als "Zombie-Partei" klassifizieren, frei nach dem ehernen Motto aller Untoten-Filme "Manchmal kommen sie wieder". Ob die Liberalen vier, fünf oder sechs Prozent zugebilligt bekommen, liegt schlicht im Schwankungsbereich. Eine Analyse muss sich zum jetzigen Zeitpunkt daher auf die großen Parteien konzentrieren. Kann die Kanzlerin mittlerweile machen was sie will oder ist die Opposition einfach zu schwach? Letzteres. Nichts zeigt dies deutlicher als die kürzlich vorgestellten SPD-Plakate, auf denen vielfach Merkel zu sehen ist. Wer sich selbst nichts zutraut, spricht über andere. Solche und andere Anfängerfehler bringen viele Befragte zumindest im Moment dazu, sich entweder abwartend zu verhalten oder hinter der Koalition zu versammeln. Für endgültige Festlegungen ist es aber noch zu früh: Bis zum 22. September fließt noch viel Wasser den Rhein herunter, und Wahlforscher können bekanntlich irren. Wer angesichts dessen lieber auf Schwarmintelligenz setzt, kann seinen eigenen Tipp zum Wahlausgang ab heute auf der Internetseite dieser Zeitung absetzen.

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