14.02.2019 21:17:44

Allg. Zeitung Mainz: Richtiger Hebel /Kommentar von Alexandra Eisen zur Regelung von Organspenden

Mainz (ots) - Für Patienten, die auf ein lebensrettendes Spenderorgan warten, hat der Beschluss des Bundestags zur Reform des Transplantationsgesetzes wieder Hoffnung gebracht. Hoffnung auf ein Überleben, Weiterleben, auf eine Zukunft. Die Freude über die längst überfällige Verbesserung von Abläufen in den Kliniken wird allerdings durch eine gewisse Fassungslosigkeit getrübt. Da wird jahrzehntelang mit Kampagnen für die Organspende geworben, wird all jenen mit erhobenem Zeigefinger ins Gewissen geredet, die einer Organentnahme nach dem Hirntod nicht zustimmen wollen. Und am Ende stellt sich heraus, dass viele Kliniken entweder nicht willens oder aufgrund von schlechten Rahmenbedingungen nicht in der Lage sind, vorhandene potenzielle Organspenden zu nutzen. Gesundheitsminister Jens Spahn hat deshalb mit seinem Gesetzesentwurf den richtigen Hebel angesetzt. Bevor bei einem solch sensiblen Thema moralischer Druck auf die Bürger ausgeübt wird, hat er erst einmal dafür gesorgt, dass die Bedingungen für die Krankenhäuser stimmen; dass endlich auch die Grundlage für eine angemessene Beratung und Begleitung von Patienten und deren Angehörigen in einer solchen Ausnahmesituation geschaffen wird. Erst wenn das funktioniert, darf die Politik den nächsten Schritt gehen und über eine grundsätzliche Regelung für die persönliche Entscheidung zur Organspende diskutieren. Das wiederum ist der schwierigste Teil der Debatte. Bleibt es bei der aktuellen expliziten Zustimmung oder kommt eine Widerspruchslösung? Für beide Modelle gibt es nachvollziehbare Argumente.

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