03.06.2013 19:47:58

Allg. Zeitung Mainz: Noch zu viel Harakiri / Kommentar zum Hochwasser

Mainz (ots) - Die Spezies Mensch ist genial darin, sich herauszureden, zu verdrängen. Erst, wenn es furchtbar bitter kommt, geschieht etwas. Es ist noch keine 30 Jahre her, da spielte Hochwasserschutz auf der politischen Agenda fast keine Rolle. Dass Mainz vor 25 Jahren, im Frühjahr 1988, akut in Not geriet, war Initialzündung für spürbare Anstrengungen in Sachen Prävention. Die waren teuer, aber mittlerweile zahlen sie sich aus. Jedoch:Es dauerte bis zu den Jahrhundertfluten 1997 und 2002 in Ostdeutschland, ehe auch der Letzte in der Republik begriff, was die Stunde geschlagen hat. Seitdem ist viel Sinnvolles geschehen, Überschwemmungsflächen wurden angelegt, Deiche ertüchtigt. Doch die Natur führt uns dieser Tage auf fürchterliche Art vor Augen: Das ist noch lange nicht genug. Und:Nach Studien des World Wide Fund for Nature ist vor allem im Alpenraum in der Zukunft mit noch mehr Niederschlägen zu rechnen - wegen des Klimawandels. Bedeutet:Wenn man Hochwasserschutz ernst nimmt, bleibt er eine Daueraufgabe, existenziell wichtig, aber oft nur gegen Widerstand realisierbar. Denn groß ist die merkantile Versuchung, Land zu bebauen und damit Flächen zu versiegeln. Beliebt ist auch der Harakiri-Kurs: lukrative Einkaufszentren oder Wohnanlagen möglichst dicht am Fluss. Alle paar Jahre reißende Fluten? Augen zu und durch! Opfer sind auch beim Hochwasser fast immer die, die Entscheidungen nicht beeinflussen können und keine andere Wahl haben, als da zu bleiben, wo sie sind. Überwältigende Wellen von Solidarität und Hilfsbereitschaft strömen ihnen dann entgegen - Gott sei Dank;aber genauso wichtig wäre weitsichtige Präventivpolitik, nicht zuletzt beim Klimaschutz.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Werner Wenzel Newsmanager Telefon: 06131/485839 desk-zentral@vrm.de

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