09.03.2014 19:13:00

Allg. Zeitung Mainz: Nicht angepackt / Kommentar zu Hebammen

Mainz (ots) - Schon die Drillinge des Sonnengottes Re kamen im dritten Jahrtausend vor Christus mithilfe einer Hebamme zur Welt. Entsprechende Tempelmalereien zeugen von einem der ältesten Frauenberufe, der nun zumindest in seiner freiberuflichen Version in Gefahr ist. Und diese Bedrohung ist keineswegs erst jetzt aufgetaucht, sondern existiert bereits seit Jahren, als die Haftpflichtversicherungen begonnen haben, ihre Prämien in eine Höhe zu schrauben, die für Hebammen unbezahlbar ist. Der neue Gesundheitsminister Hermann Gröhe darf jetzt richten, was seine liberalen Vorgänger Daniel Bahr und Philipp Rösler nicht angepackt haben. Dabei drängt sich der Verdacht auf, dass das Thema einfach nicht ernst genommen wurde. Es geht ja auch "nur" um einen klassischen, schlecht bezahlten Frauenberuf, oft ein "Zuverdienst", in der Regel unter Mindestlohn-Niveau bezahlt. Zwar machen die Hebammenverbände schon lange auf das Problem aufmerksam, gehören aber offensichtlich nicht zur Riege der einflussreichen Lobbyisten. Was aber passiert, wenn die Zahl der freiberuflichen Hebammen aufgrund unzumutbarer finanzieller Belastungen weiter abnimmt? Betroffen davon sind nicht nur die wenigen Frauen, die eine Hausgeburt wünschen (nur knapp zwei Prozent der Kinder kommen in Deutschland auf diese Weise zur Welt). Vor allem Geburtshäusern würde die Schließung drohen und die individuelle und wohnortnahe Geburtsbegleitung, Vor- und Nachbetreuung müsste erheblich eingeschränkt werden - Letzteres gilt auch als wichtiger Baustein bei der Verhinderung von Kindeswohlgefährdung. Die Politik muss endlich handeln.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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