23.01.2015 19:22:58

Allg. Zeitung Mainz: Lass gut sein / Kommentar zur 1,1-Promille-Grenze für Radfahrer

Mainz (ots) - Fürsorglichkeit ist etwas Schönes. Aber schon aus der modernen Pädagogik wissen wir: Es kann des Guten auch zu viel werden. Plötzlich finden sich die Schutzbefohlenen in einem Korsett aus Schutzmaßnahmen und Verboten wieder, das sie kaum noch atmen lässt. Die Fahrradfahrer sind seit einiger Zeit ins Visier selbst ernannter Fachleute und übereifriger Politiker geraten. Zuerst die große Diskussion um eine Fahrradhelmpflicht - natürlich nicht, um andere Verkehrsteilnehmer vor übermütigen Drahtesel-Rowdys zu schützen, sondern die Radler vor schlimmen Unfällen und also: vor sich selbst. Vorläufig ist diese Diskussion vom Tisch: Die Gemeinde der Fahrradfahrer darf nach wie vor selbst entscheiden, ob sie mit viel Styropor und noch mehr Plastik auf dem Kopf durch die Landschaft strampelt oder nicht - die konstant niedrige Zahl der Fahrradunfälle gibt keine Handhabe zu dieser Form der Gängelung. Jetzt nehmen die Bedenkenträger einen weiteren Anlauf, den Fahrradfahrern in den Lenker zu greifen. 1,1 Promille Obergrenze, heißt die jüngste Losung. Als Empfehlung mag das hingehen, mag sogar Gutes wirken. Aber damit gleich den Bußgeldkatalog aufhübschen? Klar: Die Fahrradfahrer sind Verkehrsteilnehmer und damit nicht nur für sich alleine verantwortlich. Das aber gilt für Fußgänger genauso. Müssen die in einem nächsten Schritt auch mit derlei überbordender Fürsorge rechnen? Nein: Ein kleiner Rest an Eigenverantwortung darf schon noch bleiben. Es muss nicht alles in Verordnungen und Gesetze gegossen werden.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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