Allg. Zeitung Mainz: Keine Geheimnisse / Kommentar zum Bistum Limburg

Mainz (ots) - Der Apostolische Administrator Manfred Grothe führt das Bistum Limburg, so lange es dort keinen Bischof gibt. Das macht er nun schon seit einem Jahr. In dieser Zeit hat sich der Paderborner Weihbischof als Mann erwiesen, der nach messerscharfer Analyse Missstände und Missetäter beim Namen nennt. Unter ihm soll es keine Geheimnisse mehr geben: Die in jeder Beziehung völlig überdimensionierte Wohnung, die sich Franz-Peter Tebartz-van Elst hatte bauen lassen, hat Grothe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nun hat der 75-Jährige mit erfrischender Deutlichkeit Rechnungen als "überteuert" angeprangert, die beim Bau der neuen Bischofsresidenz geschrieben worden waren. Dem ehemaligen Limburger Bischof weist er die Verantwortung für Verlust von Vermögen und Vertrauen zu. So arbeitet Grothe die Ära Tebartz mit Transparenz und Konsequenz auf. Manchem geht das zu langsam. Aber der Apostolische Administrator muss gründlich sein, will er vor dem höchsten Gericht des Vatikan, der Rota, Erfolg haben gegen den ehemaligen Limburger Bischof. Für das Bistum wäre ein Prozess ein großer Schritt zur Aufarbeitung der Vergangenheit. Es müssen weitere folgen: Mitarbeiter, die unter Tebartz abgestraft wurden, müssen rehabilitiert werden. Und jene, die unter Tebartz Unheil angerichtet hatten, aber immer noch an der Macht kleben, müssen zum Amtsverzicht motiviert werden. Manch einer von diesen ist sogar überzeugt, er könnte als Domkapitular einen neuen Bischof mitbestimmen. Schuldbewusstsein sieht anders aus. Solche Leute sind im Domkapitel fehl am Platz.

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