15.12.2015 22:37:37

Allg. Zeitung Mainz: Im Spiegel / Kommentar zu Sven Lau von Lars Hennemann

Mainz (ots) - Menschen wie Sven Lau halten uns als Gesellschaft den Spiegel vor. Sie spielen mit uns, sie lachen uns aus. Sei es, indem sie als "Scharia-Polizei" provozieren, sei es, indem sie als Wölfe im Schafspelz Schnittstellen zur Ideologie des Terrors suchen. Von daher ist es grundsätzlich nur logisch, dass die Ermittlungsbehörden gegen den Salafistenprediger jetzt eine härtere Gangart einlegen. Die jetzt gegen ihn erhobenen Vorwürfe sind im Kern gar nicht neu, erscheinen aber vor dem Hintergrund der Pariser Anschläge und der Beteiligung Deutschlands am Anti-IS-Einsatz in Syrien in einem neuen Licht. Gewonnen ist damit aber noch nichts. Was, wenn Lau wie in der Vergangenheit erneut ohne Konsequenzen auf freien Fuß kommt? Das mag dann wiederum den Prinzipien eines freiheitlichen Rechtsstaates entsprechen. Aber Lau und seinesgleichen werden dann genau diesen Rechtsstaat noch lauter auslachen, ihm einen noch größeren Spiegel vorhalten. Einen Spiegel, aus dem frech die scheinheilige Fratze eines pervertierten Islam grinst. Und an dieser Stelle liegt die eigentliche Gefahr. Die Sven Laus und Pierre Vogels dieser Welt haben deshalb vielfach leichtes Spiel mit der Gesellschaft, weil sie ihre reflektierte Mitte zunehmend verliert. Falsch verstandene Milde gegenüber möglichen Terrorsympathisanten ist in der komplexen Welt des Jahres 2015 ebenso fehl am Platze wie pauschale Anti-Ausländer-Hasstiraden, wie man sie etwa von Pegida kennt. Beides schafft Figuren wie Lau nur eine ideale Bühne. Die Strafverfolger können also jetzt hoffentlich ans Ende bringen, was sie angefangen haben. Und die Gesellschaft muss sich darauf besinnen, welches Bild sie eigentlich von sich selbst im Spiegel sehen will. Ohne wahrhaft freien, wertebasierten, im besten Sinne bürgerlichen Common Sense ist Strafverfolgung allein auf Dauer nichts.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Wolfgang Bürkle Newsmanager Telefon: 06131/485890 online@vrm.de

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