09.11.2014 20:32:58

Allg. Zeitung Mainz: Glück und Schande/Kommentar zum 9. November

Mainz (ots) - Der 9. November 1989 ist Grund für riesengroße, tiefe Freude. Am Sonntag, zum 25. Jahrestag, äußerte sich Angela Merkel über die Maßen euphorisch (zumindest inhaltlich), Michail Gorbatschow eher depressiv. Beides ist nicht zielführend. "Wir können die Dinge zum Guten wenden", das sei die Botschaft des Mauerfalls, meint Merkel. Es ist anders. Schabowski, der seinen Zettel nicht genau kennt, ein verantwortungsbewusster DDR-Oberstleutnant, der einfach mal aufmacht, ein SED-Politbüro, das zu jener Stunde schläft oder so tut, Gorbatschow, der auf Kohl vertraut: so glücklich und so relativ einfach wird es in der Ukraine nicht, schon gar nicht in Syrien, generell nicht im Kampf gegen den islamistischen Terror. Das wiederum zeigt noch einmal, wie gut es lief für die Deutschen, 1989. Aus der Geschichte lernen, ja. Mit Optimismus, ja, lebensnotwendig. Aber die richtigen Einordnungsmaßstäbe müssen beim Namen genannt werden. Gorbatschow ist enttäuscht - sicher auch darüber, dass er von seinen eigenen Landsleuten massiv angefeindet wird für das, was er damals tat. Doch auch wenn er nun manchmal merkwürdige Dinge sagt: Für die Deutschen bleibt er ein Vater der Einheit, dem tiefer Dank gebührt. Ein 9. November war auch der Tag der Pogromnacht, 1938. Dass das Gedenken an eine deutsche Glücksstunde und an eine deutsche Schande auf einen Tag fällt, ist eine vertiefte Mahnung daran, was immer wichtiger wird: keine Toleranz gegenüber braunem oder rotem Faschismus. Dafür mehr, viel mehr Verständnis und Solidarität gegenüber Schwachen. Nicht von ungefähr beklagte die EKD gerade gestern eine Politik der Abschottung gegenüber Flüchtlingen.

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