27.02.2015 20:47:59

Allg. Zeitung Mainz: Galgenfrist / Kommentar zur Griechenland-Hilfe

Mainz (ots) - Griechenland hat am Freitag einige Monate Galgenfrist bekommen. Das ist gut und richtig so. Nicht wegen der wirtschaftlichen Bedeutung der Abstimmung im Bundestag. Über diese ist viel gesagt worden und wäre noch viel mehr zu sagen, insbesondere wegen der stellenweise verheerenden Folgen der Nullzinspolitik, die seit Jahren nicht nur mit Blick auf Griechenland den Kurs der Eurozone bestimmt. Aber: Wer A sagt, muss - noch - weiterhin auch B sagen. Sonst war vieles umsonst, was schon bis heute sehr teuer war. Das Signal aus Berlin ist also vor allem wegen etwas anderem sehr wichtig: Die Menschen zwischen Athen und Thessaloniki wissen nun zwar, dass man sie nicht allein lassen will. Was sie aber auch wissen beziehungsweise endgültig wissen müssen: Die Solidarität ist nicht bedingungslos. Für Griechenland, aber - und das ist mindestens genauso wichtig - für alle übrigen Akteure auch nicht. Kredit bekommt man, wenn man ihn nicht mutwillig verspielt. Athen muss natürlich glaubhaft die mit der anhaltenden Unterstützung verbundenen Reformen umsetzen. Weniger irrlichterndes Regierungshandeln wäre in diesem Zusammenhang extrem hilfreich. Aber auch Deutschland und die übrigen starken Zugpferde im Euroraum müssen ihre Glaubwürdigkeit beweisen: Man kann nicht auf der einen Seite den Griechen nach wie vor Schmerzliches zumuten und auf der anderen Seite Dauerdefizit-Sündern wie Frankreich - wie soeben geschehen - weitere zwei Jahre Pardon gewähren. Wenn es Maßstäbe geben soll, müssen sie für alle gelten. Wenn sich jetzt alle Beteiligten diszipliniert verhalten, könnte Europa also sogar geeinter aus der Krise des Euro hervorgehen, als es hineingegangen ist. Aber nur dann. So gesehen hat nicht nur Griechenland jetzt Galgenfrist.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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