07.04.2015 21:27:37

Allg. Zeitung Mainz: Erpressung / Kommentar zu Griechenland

Mainz (ots) - Die klassische griechische Tragödie erlebte ihre Hochzeit 400 Jahre vor Christi Geburt. Sie berichtet von Menschen, die sich vergeblich bemühen, eine Katastrophe abzuwenden. Dies ist eine exzellente Kunstform und deshalb bis heute zu Recht gerühmt. Was sich demgegenüber derzeit in Griechenland abspielt, ist billigste Klamotte und wird hoffentlich bald vergessen sein. Taugen mag es immerhin als Lehrstück dafür, was geschieht, wenn verzweifelte Bürger Parteien an die Macht bringen, die aus Hasardeuren und Dilettanten bestehen und definitiv nicht aus Menschen, die sich bemühen, Katastrophen abzuwenden. Alle Bürger in Europa, die demnächst wählen, sollten ganz genau hinschauen. Das, was die griechische Regierung gerade betreibt, der Ruf nach deutschen Reparationszahlungen und die offene Drohung, sich in der Ukraine-Frage auf die Seite Russlands zu schlagen, ist im Kern glatte Erpressung. Über deutsche Reparationszahlungen ließe sich, auch wenn die Rechtslage vermutlich auf der Seite Berlins ist, womöglich reden. Aber doch nicht so. Die EU kann nun beschließen, sich erpressen zu lassen - möglicherweise mit fatalen Folgen. In irgendeinem anderen EU-Land könnte eine Regierung an die Macht kommen, die sich sagt: Was Griechenland kann, können wir schon lange. Irgendwann einmal könnte dann selbst die EZB nicht mehr genug Geld drucken, ohne den Crash zu provozieren. Von der psychologischen Qual, Erpressern nachzugeben, mal ganz abgesehen. Irgendein Ausweg? Die EU müsste rasch einen Weg finden, massiven Gegendruck aufzubauen. Die Kriminologie lehrt, dass Erpresser manchmal knieweich werden, wenn man ihnen mit bedingungsloser Härte entgegentritt.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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