06.12.2013 18:39:59

Allg. Zeitung Mainz: Ein Vater / Kommentar zu Nelson Mandela

Mainz (ots) - Maggie Thatcher nannte ihn einst einen Terroristen, Ronald Reagan setzte ihn auf seine Liste der Verfemten. Fidel Castro und Muammar al-Gaddafi seien seine Kampfgenossen, bekundete Nelson Mandela einmal. Nein, sein Freiheitskampf war nicht der, den Mahatma Gandhi führte oder Mutter Teresa. Das war ihm auch gar nicht möglich in seiner Zeit, in einem politisch so komplizierten und hoch explosiven Land. Doch ohne jeden Zweifel war Nelson Mandela ein herausragender, mutiger Politiker, eine grandiose, charismatische Persönlichkeit. Ein Retter und Volksheld, ein Märtyrer fast, nach 27 Jahren Haft. Womöglich kam das Ende der Apartheid deshalb, weil die weiße Regierung wusste, dass der erste Präsident des African National Congress (ANC) Mandela sein würde - ein Mann, der die Autorität besaß, den Übergang auf die am wenigsten gefährliche, am wenigsten gewaltträchtige Weise zu gestalten. Die Apartheid war ein Unrechtssystem, geprägt von tief sitzendem Rassismus, vom Glauben an die Überlegenheit der Weißen, vom Glauben an Herrenmenschentum. Wer dies als Deutscher im Südafrika der Apartheidszeit so oder ein wenig abgemildert formulierte, erhielt als Entgegnung lediglich verklausulierte, jedoch unmissverständliche Andeutungen: Man solle doch nicht allzu streng urteilen, wenn man aus einem Land komme, das am Ende eines "tausendjährigen Reiches" Millionen von Toten hinterlassen habe. Diese Art von Entgegnung: ein Schuldeingeständnis der besonderen Art. Unter der Präsidentschaft Nelson Mandelas wandelte sich sehr vieles zum Guten in Südafrika. Er war der Leuchtturm, das Gute, der personifizierte Wille, alles zum Besten zu richten auf einem Kontinent, der so reich ist an natürlichen Lebensgrundlagen und an Kultur, und zugleich so voller steinzeitlicher Gewaltbereitschaft und absurder Geisteshaltungen. Mandela erlitt das Trauma vieler großer Führungspersönlichkeiten: Diejenigen, die nach ihm kamen, waren und sind kleine Lichter, Versager, ihren Aufgaben nicht gewachsen. Auf den Präsidenten Jacob Zuma triff dies in noch weit dramatischere Weise zu als auf Mandelas unmittelbaren Präsidenten-Nachfolger Thabo Mbeki. Zuma, auf beängstigende Weise clownesk in der Selbstdarstellung, ist der Vergewaltigung und der Bestechlichkeit verdächtig. Schlimmste "Berühmtheit" weltweit erlangte sein Satz, zu duschen biete wirksamen Schutz gegen eine HIV-Infektion. Südafrika zählt zu den 15 wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt, doch die ökonomische Benachteiligung der nicht-weißen Bürger ist bei Weitem nicht beseitigt. Aids ist nach wie vor ein immenses Problem, ebenso Kriminalität, in Sonderheit Korruption. In Nelson Mandela haben Südafrika und der ganze Kontinent vor allem einen Vater verloren, eine moralische Instanz. Nicht nur Südafrika hat allen Grund, zu trauern um Nelson Mandela.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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