01.03.2015 21:02:58

Allg. Zeitung Mainz: Ein Stoß ins Leere / Kommentar zum Mehrwegsystem

Mainz (ots) - Im Vorgehen von Coca Cola zeigen sich zwei bedenkliche Tendenzen: Das Umweltbewusstsein schrumpft bei einem Großteil der Verbraucher ebenso wie der Wille der Politik, die Industrie in puncto Ökologie an die Kandare zu nehmen. Stattdessen wächst in Berlin die Bereitschaft, die deutsche Gesetzeslage auf die Bedürfnisse mächtiger, international operierender Konzerne zuzuschneiden. Es verwundert also kaum, wenn die Bundesumweltministerin angesichts des weitgehenden Ausstiegs von Coca Cola aus dem deutschen Mehrwegsystem sogleich abwiegelt, für eine Lenkungsabgabe auf Einwegflaschen sehe sie "derzeit keinen Bedarf", und sie sich bloß dazu durchringen kann, auf eine deutlichere Kennzeichnung von Einweg- und Mehrwegflaschen zu drängen. Man sieht die Herrschaften in der Vorstandsetage am Unternehmenssitz in Atlanta förmlich erzittern vor dem Machtwort der deutschen Ministerin! Was für den Getränkehersteller wirklich zählt, sind die Gesetze des Marktes: Einweg ist billiger und somit profitabler - weil viele Mehrwegflaschen erst mühsam eingesammelt, zurücktransportiert und gereinigt werden müssen, bevor sie wieder befüllt werden können. Auch für viele Kunden sind offenbar wirtschaftliche Gründe maßgeblich, wenn sie zur preiswerteren Einwegflasche greifen. Eine klarere Kennzeichnung dürfte also weitgehend ins Leere stoßen, sich allenfalls bei Verbrauchern positiv auswirken, die sich ein scharfes ökologisches Bewusstsein leisten können - das ist nicht unbedingt die Mehrheit. Nein, ohne Steuerungsmaßnahmen wie eine Zusatzabgabe auf Einweg-Getränkeverpackungen bleiben die Ziele "weniger Wegwerfflaschen, weniger Plastikmüll" unerreichbar. Bringt die Politik den Mut zu einer solchen Maßnahme nicht auf, ist sie schwach wie eine Flasche leer.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Florian Giezewski Regionalmanager Telefon: 06131/485817 desk-zentral@vrm.de

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