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10.02.2017 21:57:56

Allg. Zeitung Mainz: Ehre eingelegt / Kommentar von Reinhard Breidenbach zu Joachim Gauck

Mainz (ots) - Joachim Gauck war ein Glücksfall für diese Republik. Denn er war ihr Präsident, als die Verwirrung groß, manche Euphorie überzogen, manche verständliche Sorge überbordend, mancher Hass gefährlich und manche Kleingläubigkeit beschämend war. Wie gut er war, dieser Präsident, zeigte sich in dem, was manche "Flüchtlingskrise" nennen. Sie war sechs Wochen alt, da sagte der gelernte DDR-Pastor Joachim Gauck in Mainz zur Eröffnung der Interkulturellen Woche, er würde gerne eine Predigt halten - aber jetzt sei er nun mal zuständig "für die vorletzten Dinge", für Politik. Er sprach gütig, nicht rührselig, und klug: "Wenn wir Probleme benennen, soll das nie unser Herz schwer machen, sondern unseren Verstand aktivieren." Er beschwor seine Landsleute, sich weder von Angst, noch von Träumerei leiten zu lassen. Er mahnte die Flüchtlinge, sich nach dem Grundgesetz zu richten. Und er warnte die "Gotteskrieger" unter ihnen: Der Rechtsstaat werde Täter verfolgen. Sein Fazit: Unser Herz ist weit, unsere Möglichkeiten sind endlich. Diese Analyse, zugleich eine Prophezeiung, war nicht zögerlich, sondern an Präzision nicht zu übertreffen, wie sich heute zeigt. Er ist und bleibt wortmächtig, zumal er weiß, dass die Feder stärker sein kann als das Schwert. Auch in der DDR war das am Ende so. Da hatte der Rostocker Pastor Gauck nicht auf brennenden Barrikaden gegen Unterdrückung gekämpft, sondern auf der Kanzel. Manche - in Ost wie West - machten ihm genau dies später zum Vorwurf. Zu Unrecht. Empathie und Effizienz beweisen sich durchaus auch auf brennenden Barrikaden, aber eben nicht nur dort. Gauck hat Ehre eingelegt für diese Republik zu einem Zeitpunkt, da das Bundespräsidentenamt einen beunruhigenden Anblick bot. Horst Köhler scheiterte nach einer guten ersten Amtszeit an mangelhafter Kommunikationsfähigkeit. Christian Wulff, politisch hoch talentiert, agierte ohne Fortune und mit zu viel menschlicher Schwäche. Gut, dass Gauck dann kam, mit natürlicher Autorität, freundlich, aber sich nie anbiedernd, mit Intellekt, auch wenn der manchen zu pastoral erschien, und mit der durch nichts zu ersetzenden, wichtigsten Fähigkeit: Vertrauen zu stiften, verlässlich zu sein. Natürlich hat er nicht alles perfekt gemacht, wer kann das schon. Aber er hat Maßstäbe gesetzt. Er war nicht zuletzt mutig und politisch genug, um Regierenden, wenn nötig, die Leviten zu lesen. In einer Welt, die man "trumpisiert" nennen könnte und die zunehmend gefährlicher wird, müssen gerade die, die moralisch integer sind, den Mund weit auftun.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Alexandra Maus Newsmanagerin Telefon: 06131/485851 online@vrm.de

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