Die Unruhe an den Börsen angesichts des Schuldendramas um Griechenland hat der Online-Bank Comdirect im zweiten Quartal kräftig Auftrieb verliehen.
Die
Commerzbank-Tochter steigerte ihren Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf 19,2 Millionen Euro, wie sie am Donnerstag in Quickborn bei Hamburg mitteilte. Dabei profitierte sie von einer regen Handelstätigkeit ihrer Kunden angesichts der Unsicherheiten an den Finanzmärkten. Viele Anleger mussten deshalb bei ihren Investments umschichten, das ließ den Provisionsüberschuss vom
Comdirect um mehr als ein Viertel auf 55,6 Millionen Euro steigen.
Comdirect-Aktien legten am Vormittag rund ein Prozent zu. Die Direktbank profitiere vom aktuell starken Aktienmarkt und habe mit sehr guten Resultaten für das zweite Quartal die Markterwartungen deutlich übertroffen, schrieb Equinet-Analyst Philipp Häßler in einer Studie.
Bankbilanzen im 2. Quartal 2015
JPMorgan
Die US-Großbank
JPMorgan hat dank Kostensenkungen zu Jahresbeginn mehr verdient. Der Überschuss stieg im zweiten Quartal um 5,2 Prozent auf 6,29 Milliarden Dollar. Im wichtigen Handel mit festverzinslichen Wertpapieren fielen die Einnahmen allerdings um 21 Prozent.
Wells Fargo
Der Gewinn von
Wells Fargo sank im zweiten Quartal im Jahresvergleich von 5,73 auf 5,72 Milliarden Dollar. Die Erlöse stiegen hingegen um ein Prozent auf 21,3 Milliarden Dollar.
Bank of America
Die
Bank of America hat ihren Gewinn im zweiten Quartal dank deutlich gesunkener Sonderlasten mehr als verdoppelt. Der Überschuss summierte sich auf 4,99 Milliarden Dollar.
Goldman Sachs
Neue Rückstellungen wegen zweifelhafter Geschäfte aus der Zeit der Finanzkrise haben den Gewinn der US-Investmentbank
Goldman Sachs im zweiten Quartal schwer belastet. Der Überschuss halbierte sich nahezu verglichen mit dem Vorjahreswert auf 1,05 Milliarden Dollar.
Citigroup
Die US-Großbank
Citigroup bleibt im Aufwärtstrend: Im zweiten Quartal verdiente das Institut 4,8 Milliarden Dollar. Citigroup profitierte erneut von deutlich gesunkenen Kosten. Unter anderem musste die Bank weniger für Rechtsrisiken zurücklegen.
Morgan Stanley
Die US-Investmentbank
Morgan Stanley hat wegen höherer Kosten und Steuerbelastungen im zweiten Quartal weniger verdient. Der Nettogewinn im fortgeführten Geschäft fiel um knapp neun Prozent auf 1,67 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatten noch positive Steuereffekte das Ergebnis nach oben getrieben.
Credit Suisse
Die Schweizer Großbank
Credit Suisse hat im zweiten Quartal von einem guten Geschäft in Asien und von reichen Kunden profitiert. Der Gewinn vor Steuern im fortgeführten Geschäft sei um zwei Prozent auf 1,81 Milliarden Schweizer Franken (rund 1,72 Milliarden Euro) gestiegen. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 1,05 Milliarden Franken.
UBS
Die Schweizer Großbank
UBS konnte ihren Gewinn deutlich steigern. Vor allem dank eines starken Ergebnisses in der Vermögensverwaltung stand unter dem Strich ein Plus von 1,21 Milliarden Schweizer Franken (1,14 Milliarden Euro) - 53 Prozent mehr als vor einem Jahr. Vor Steuern kletterte der Gewinn um 44 Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Franken.
Vontobel
Vontobel konnte seinen Gewinn im ersten Halbjahr 2015 um 33 Prozent auf 97,4 Millionen Franken steigern. Die betreuten Kundenvermögen stiegen um 15 Prozent auf den Rekordstand von 142,2 Milliarden Franken.
Royal Bank of Scotland (RBS)
Die in der Finanzkrise großteils verstaatlichte
Royal Bank of Scotland (RBS) hat im zweiten Quartal überraschend einen Gewinn erzielt. Der Überschuss betrug trotz hoher Kosten für den tiefgreifenden Konzernumbau und Rechtsstreitigkeiten 293 Millionen Pfund (417 Millionen Euro). Experten hatten erneut mit einem Minus gerechnet.
Barclays
Die vor neuen Einschnitten stehende britische Großbank
Barclays hat dank eines stärkeren Investmentbankings ihren operativen Gewinn im zweiten Quartal gesteigert. Der um Sondereffekte bereinigte Vorsteuergewinn legte um knapp zwölf Prozent auf 1,85 Milliarden Pfund (2,6 Mrd. Euro) zu. Damit traf die Bank die Erwartungen von Analysten. Im Investmentbanking verdiente man 35 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stand sogar mehr als eine Verdreifachung des Gewinns auf knapp 1,4 Milliarden Pfund.
Santander
Die spanische Großbank
Santander bleibt im Aufwärtstrend. Im ersten Halbjahr kletterte der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte auf knapp 4,3 Milliarden Euro. Damit erfüllte die Bank die Erwartungen von Analysten.
Oberbank
Die
Oberbank meldete im ersten Halbjahr 2015 Gewinnzuwächse: Der Nettogewinn (Überschuss nach Steuern) legte um 13,7 Prozent auf 83,7 Mio. Euro zu. Die Kreditrisikovorsorgen sanken um fast ein Viertel.
Deutsche Bank
Die
Deutsche Bank hat im zweiten Quartal trotz hoher Kosten den Nettogewinn von 237 Millionen auf 796 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Allerdings hatten Analysten mit 842 Millionen Euro etwas mehr erwartet. Der Gewinnsprung kam neben einem starken operativen Geschäft auch dank einer niedrigeren Steuerabgabe zustande.
BNP Paribas
Starke Geschäfte im Auslands- und im Investmentbanking haben der französischen Großbank a href="/aktien/BNP_Paribas-Aktie">BNP Paribas den höchsten Quartalsgewinn seit 2012 beschert. Der Überschuss betrug 2,6 Milliarden Euro. Die Erträge stiegen um 16 Prozent auf 11,1 Milliarden Euro.
Lloyds Banking Group
Die
Lloyds Banking Group konnte ihren Überschuss im ersten Halbjahr um ein Drittel auf 1,32 Milliarden Euro steigern. Der Vorsteuergewinn legte um 38 Prozent auf 1,2 Milliarden Pfund zu.
UniCredit
Im zweiten Quartal stieg der Überschuss verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf 522 Millionen Euro, wie das Institut am Mittwoch in Mailand mitteilte. Die Erträge gingen leicht auf 5,7 Milliarden Euro zurück. Das war besser als von Analysten erwartet. Dabei profitierte die
UniCredit auch von der ultralockeren Geldpolitik, mit der die Europäische Zentralbank (EZB) die Konjunktur gerade auch in Südeuropa ankurbelt.
Société Générale
Unter dem Strich verdiente
Société Générale im zweiten Jahresviertel 1,35 Milliarden Euro, 25 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Bank kündigte zudem ein neues Programm an, mit dem bis 2017 weitere rund 850 Millionen Euro eingespart werden sollen. Derzeit läuft bereits eine Sparrunde, die die Kosten um rund 900 Millionen Euro drücken soll. Zudem setzte der Vorstand sich höhere Ziele für seine Kapitalpuffer.
"Alle Kundengruppen waren deutlich handelsfreudiger, insbesondere die Vieltrader", sagte Vorstandschef Arno Walter. Noch nie hätten die Comdirect-Kunden so viel gehandelt wie im ersten Halbjahr, so dass auch die Erträge einen neuen Rekord erreichten. Damit machte die Bank auch den angesichts der niedrigen Zinsen um gut acht Prozent auf 33,8 Millionen Euro gesunkenen Zinsüberschuss wett. Die Kosten gingen im zweiten Quartal leicht auf 66,1 Millionen Euro zurück. Ende Juni hatte die Bank 2,92 Millionen Kunden, auch das ist ein Rekord.
Für das Gesamtjahr bleibt das Institut aber vorsichtig. Der Vorstand wagte lediglich, das Vorsteuergebnis auf mehr als 80 Millionen Euro zu prognostizieren. Nach einem halben Jahr sind davon schon gut 50 Millionen eingefahren. "Das erste Halbjahr war klar über unseren Erwartungen", sagte Vorstandschef Walter der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wir stellen uns auf eine Normalisierung der Geschäfte ein, zumal sich das Zinsergebnis nicht bessern wird." Außerdem wolle Comdirect weiter in Wachstum investieren. Das bedeutet also weiter auch hohe Werbeanstrengungen. Im gesamten vergangenen Jahr verdiente Comdirect 82,6 Millionen Euro vor Steuern.
Walter steht seit Mitte März an der Comdirect-Spitze. Der frühere Commerzbank-Bereichsvorstand beendete damit eine rund dreimonatige Vakanz, nachdem der bisherige Vorstandschef Thorsten Reitmeyer im Dezember überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte. Größere Kursänderungen seien nicht nötig, erklärte Walter. "Die Grundausrichtung der Comdirect ist in Ordnung. Daher gibt es keinen Grund, das Ruder herumzureißen." Hauptziel sei es, profitabel zu wachsen./enl/men/fbr
QUICKBORN (dpa-AFX)