07.10.2018 07:00:00
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10 Jahre Krise - Chronologie: Oktober 2008
Die Krisenberichterstattung erreicht im Oktober 2008 ihren Höhepunkt.
Chronologie Oktober 2008:
1. Oktober 2008:
Der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert von den europäischen Staaten einen gemeinsamen Plan, um sich auf eine Ausweitung der Bankenkrise aus den USA vorzubereiten.
Die Regierungen der EU-Staaten werden nach Einschätzung von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker in der Finanzkrise keine große Bank zusammenbrechen lassen. Europa brauche kein Rettungspaket wie die USA.
In Österreich tüfteln Banker an einem Stabilisierungs- und Konsolidierungsplan.
Die OECD senkt ihre Wirtschaftswachstumsprognose 2008 für die sieben größten Volkswirtschaften (G-7) auf 1,4 Prozent.
Die EU prüft die Einrichtung eines Bankenrettungsfonds und Maßnahmen zum Sparerschutz.
Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin wirft den USA vor, in der Finanzkrise unverantwortlich zu handeln.
Die US-Industrie verliert unerwartet stark an Schwung.
Die wichtigsten Zentralbanken der Welt fluten die Geldmärkte mit Milliardensummen.
Frankreich schlägt einen EU-Notfonds vor, um angeschlagenen Banken auch staatenübergreifend helfen zu können.
Der Verkauf von Autos in den USA bricht dramatisch ein.
2. Oktober:
Die beiden Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo/IHS senken ihre Österreich-Prognosen für 2009 deutlich von 1,4 auf 0,9 Prozent bzw. von 1,9 auf 1,2 Prozent.
Die EZB hält gegen den Widerstand von Gewerkschaften und Politikern den Leitzins im Euroraum bei 4,25 Prozent.
Die US-Behörden verlängern das befristete Verbot von Börsenwetten auf fallende Kurse von Finanztiteln.
Die französische Regierung stellt Kleinbetrieben 22 Mrd. Euro für Kredite bereit.
3. Oktober:
Frankreich erwartet weitere zwei Quartale wirtschaftlichen Rückgang und damit eine Rezession.
Laut IWF droht der US-Wirtschaft eine Rezession.
Irland beschließt eine Milliarden-Bürgschaft für seine Banken.
Der frühere tschechische Staatspräsident V�clav Havel sieht in der weltweiten Finanzkrise eine Mahnung, im Streben nach Wohlstand die fundamentalen menschlichen Werte nicht aufzugeben.
Das US-Repräsentantenhaus billigt das 700 Mrd. US-Dollar (aktuell rund 608 Mrd. Euro) schwere Rettungspaket für die Finanzbranche.
Die Finanzkrise ist für den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz die Folge eines riesigen "Pyramidenspiels" in den USA.
4. Oktober:
Deutschland spricht sich gegen einen gemeinsamen EU-Rettungsplan für Banken aus.
Der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble warnt vor politischen Turbulenzen in Folge der Finanzkrise: Adolf Hitler, der Zweite Weltkrieg und Auschwitz seien indirekte Folgen der Weltwirtschaftskrise der 1920er Jahre gewesen.
Ein europäischer Gipfel zur Finanzkrise kann sich auf keine gemeinsame Linie einigen.
Laut der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) muss die Politik in einer solchen schwierigen Situation Verantwortung übernehmen, die, die die Schäden verursacht haben, müssen aber auch "ihren Beitrag" leisten.
Das 35 Mrd. Euro schwere Rettungspaket für den angeschlagenen deutschen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate platzt.
Die Regeln des EU-Stabilitätspakts werden abgeschwächt.
5. Oktober:
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) sieht in Österreich keine Veranlassung zu einem Bankenrettungspaket und einer Erhöhung der Einlagensicherung.
Die deutsche Regierung gibt eine Staatsgarantie für private Spareinlagen.
Österreichs Finanzminister Wilhelm Molterer (V) kündigt eine Erhöhung der staatlichen Einlagensicherung an.
6. Oktober:
Die größte französische Bank BNP Paribas übernimmt die Kontrolle der angeschlagenen Finanzgruppe Fortis in Belgien und in Luxemburg.
Südkorea plant ein Krisentreffen mit China und Japan.
Börsianer erwarten in Europa eine Rezession.
Der Papst sagt zur Finanzkrise: "Wer auf Geld baut, baut auf Sand".
Die Bank Austria-Muttter UniCredit will ihr Kapital um bis zu 6,6 Mrd. Euro stärken.
Der Vorstandsvorsitzende der beiden börsennotierten Immobilienfirmen Immofinanz und Immoeast, Karl Petrikovics, tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Die Aktien von Immofinanz und Immoeast haben schon in den Vorwochen ein Kursgemetzel erlebt. Petrikovics war bis Juni auch Chef der Constantia Privatbank, dem ersten heimischen Opfer der Finanzkrise.
Die Gold- und Silberscheideanstalt (Ögussa) verzehnfacht die Goldbarrenproduktion.
Das Emissionsgeschehen an den europäischen Börsen kommt fast vollständig zum Erliegen.
Die Wall Street bricht ein, der Dow Jones fällt erstmals seit Oktober 2004 unter 10.000 Punkte.
Die Wiener Börse beschleunigt ihre Talfahrt, der ATX fällt 10 Prozent ins Minus.
Der Euro fällt mit 1,3486 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit 13 Monaten.
Die EU-Staaten versprechen in einer gemeinsamen Erklärung, sie wollen das Notwendige zur Stabilisierung des Finanzsystems tun.
Die Flucht aus dem Euro stärkt den Schweizer Franken.
Auch Portugal und Irland stehen für die Spareinlagen ihrer Bürger ein.
7. Oktober:
Der Kurssturz an den Börsen setzt sich in Asien und Australien fort.
Japans Zentralbank pumpt erneut eine Billion Yen in den Geldmarkt.
Das Parlament in Island verabschiedet ein Notstandsgesetz zur Rettung der Banken und der gesamten Wirtschaft des Landes.
Die Staatsschulden in den USA überschreiten die zehn Billionen-US-Dollar-Marke.
Erste Group und Bank Austria setzen Gewinnwarnungen ab, aber Raiffeisen belässt ihr Ziel.
Die deutschen Autobauer Opel, Daimler, Ford und BMW fahren ihre Produktion herunter.
Die Wiener Börse setzt ihre Talfahrt ungebremst fort. Der ATX fällt auf den tiefsten Stand seit Dezember 2004.
Die EU-Finanzminister verständigen sich auf einen besseren Schutz von Spareinlagen. Zugleich verbürgen sich die EU-Mitgliedstaaten für das Überleben aller wichtigen Banken. Auch Österreich sagt den größten Bankkonzernen im Lande zu, notfalls mit Liquiditätsspritzen unter die Arme zu greifen.
8. Oktober:
Erstmals seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 senken die wichtigsten Notenbanken der Welt in einer konzertierten Aktion die Leitzinsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed senken um jeweils 0,5 Prozentpunkte auf 3,75 bzw. 1,5 Prozent. Beteiligt an der Aktion sind auch die Zentralbanken Kanadas, der Schweiz und Großbritanniens.
Der US-Ölpreis fällt auf den tiefsten Stand des Jahres.
Die britische Regierung kündigt die Teilverstaatlichung von acht der größten Geldhäuser an.
Laut Einschätzung des IWF taumelt die Weltwirtschaft am Rande einer Rezession. Die möglichen Verluste der Finanzkrise werden mit 1,4 Billionen US-Dollar beziffert.
9. Oktober:
Die EZB rechnet mit einem Wirtschaftsabschwung.
Die Deutsche Bahn legt den Börsengang ihrer Tochter auf Eis.
Die USA erwägen eine systematische Teilverstaatlichung privater Banken.
Der Index der New Yorker Börse rutscht erstmals seit fünf Jahren unter die 9.000-Punkte-Marke.
10. Oktober:
Erster Zusammenbruch in der japanischen Versicherungsbranche seit sieben Jahren: Die fast 100 Jahre alte Lebensversicherung Yamato Life Insurance geht unter.
Die japanische Zentralbank stellt zusätzliche Liquidität in Rekordhöhe bereit.
Die Börsen in Asien stürzen nach Panikverkäufen erneut ab. Der wichtigste Index des Kontinents, der japanische Nikkei, fällt so stark wie seit über 20 Jahren nicht mehr.
Die US-Regierung erwägt eine milliardenschwere Garantie für Bankschulden und zeitweise auch aller Bankeinlagen.
Bei ihrer bisher umfangreichsten Rettungsaktion stellt die Regierung der Niederlande 20 Mrd. Euro für Notkredite bereit.
11. Oktober:
Die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G-7) beschließen einen gemeinsamen Aktionsplan zur Überwindung der globalen Finanzkrise.
12. Oktober:
Die 185 Mitgliedsländer des IWF und die Gruppe der 20 Schwellen- und Entwicklungsländer stellen sich hinter den G-7-Plan.
Auf einem Krisengipfel in Paris einigen sich die 15 Mitglieder der Eurozone auf einen gemeinsamen Aktionsplan zur Bekämpfung der Bankenkrise.
13. Oktober:
Die österreichische Regierung schnürt ein beispielloses Banken-Hilfspaket mit einem Volumen von bis zu 100 Mrd. Euro.
Die deutsche Regierung beschließt ein 500 Mrd.-Euro-schweres Bankenhilfspaket.
Das gemeinsame Vorgehen der großen Industrienationen gegen die Finanzkrise verhilft den Börsen zu kräftigen Gewinnen.
14. Oktober:
Deutschland steht nach Einschätzung der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute am Rande einer Rezession.
An der isländischen Börse stürzen die Aktienkurse nach Aufhebung eines mehrtägigen Handelsstopps ins Bodenlose. Der Leitindex OMXI fällt um 77 Prozent.
15. Oktober:
Die EZB nimmt von Banken auch weniger stabile Wertpapiere als Sicherheit für die Ausgabe von frischem Zentralbankgeld an.
16. Oktober:
Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten einigen sich auf einen gemeinsamen Rettungsplan für krisengeschüttelte Banken.
Nach einem massiven Abfluss von Kundengeldern muss die Schweiz dem Bankkonzern UBS unter die Arme greifen. Sie steigt mit rund 6 Mrd. Franken (aktuell: 5,26 Mrd. Euro) ein.
17. Oktober:
Die Finanzkrise fordert in Österreich ihr erstes Opfer. Die Constantia Privatbank wird von fünf österreichischen Banken "zu einem symbolischen Betrag" zu 100 Prozent übernommen. Gleichzeitig schießen die Banken 400 Mio. Euro an Liquidität ein, für die der Staat haftet. Die Nationalbank zahlt weitere 50 Mio. Euro. Mit dem Rettungspaket wird ein verwaltetes Kundenvermögen in Höhe von 10 Mrd. Euro aufgefangen. Die Privatbank ist die erste Nutznießerin des noch nicht formal beschlossenen Banken-Pakets.
19. Oktober:
Die USA und Europa wollen wegen der Finanzkrise eine ganze Serie von Welt-Finanzgipfeln einberufen.
Die OPEC kündigt eine Senkung der Ölfördermenge an.
Der niederländische Finanzkonzern ING bekommt eine staatliche Kapitalspritze in Höhe von 10 Mrd. Euro.
20. Oktober:
In Deutschland wird eine Obergrenze für Managervergütungen bei Inanspruchnahme staatlicher Hilfen von 500.000 Euro festgelegt.
Das Wirtschaftswachstum in China wird unerwartet deutlich auf 9,0 Prozent abgebremst. Weniger als 10 Prozent wuchs China zuletzt 2002.
Der österreichische Nationalrat beschließt im Eilverfahren und mit den Stimmen aller fünf Parlamentsparteien das Bankenhilfspaket. Damit stehen künftig 100 Mrd. Euro an staatlichen Haftungen und Beihilfen für das krisengeschüttelte Finanzsystem zur Verfügung.
Die deutschen Landesbanken greifen als erste zum milliardenschweren deutschen Bankenhilfspaket.
21. Oktober:
Die angeschlagene BayernLB, Mehrheitseigentümerin der Kärntner Hypo Alpe-Adria-Group, benötigt 5,4 Mrd. Euro. Bayerns Finanzminister Erwin Huber kündigt seinen Rückzug an.
22. Oktober:
Gut einen Monat nach der millionenschweren Fehl-Überweisung der staatlichen deutschen KfW an die US-Pleitebank Lehman Brothers wird gegen KfW-Vorstände wegen des Verdachts der Untreue ermittelt.
Frankreich gründet einen "Interventionsfonds" zum Schutz von Schlüsselindustrien und plant 175 Mrd. Euro Direktinvestitionen in die Wirtschaft.
24. Oktober:
Die in Schwierigkeiten steckende Kärntner AvW Invest nimmt ihr Gewinnziel für 2008 zurück und legt die Wertpapierkonzession zurück.
Europa und Asien wollen das internationale Währungs- und Finanzsystem tiefgreifend reformieren.
Die OPEC kürzt ihre Förderung erneut, der Ölpreis fällt trotzdem weiter.
26. Oktober:
Die internationale Finanzkrise zieht auch die ölreichen Staaten am Persischen Golf immer stärker in Mitleidenschaft. Die Zentralbank von Kuwait greift der Gulf Bank unter die Arme.
27. Oktober:
Die Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) verbietet erstmals ungedeckte Leerverkäufe von Aktien der Erste Bank, Raiffeisen International (RI), UNIQA und Wiener Städtische/Vienna Insurance Group.
Die Ukraine erhält vom IWF 16,5 Mrd. US-Dollar Finanzhilfe.
Die Börsen in Fernost erleben erneut einen Absturz.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sackt auf ein fünfeinhalb Jahrestief.
29. Oktober:
Der IWF, die EU und die Weltbank gewähren Ungarn einen Kredit in Höhe von 20 Mrd. Euro.
Die US-Notenbank Fed senkt den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf jetzt 1 Prozent.
30. Oktober:
Die Übernahme der Constantia Privatbank durch die fünf größten österreichischen Banken verzögert sich. Die FMA gibt noch kein grünes Licht. Hintergrund sind die ungeklärten Geldflüsse im Immofinanz-Komplex.
Der IWF legt ein Hilfsprogramm für Schwellenländer auf.
Japan schnürt ein zweites Wirtschaftsförderprogramm im Umfang von 26,9 Billionen Yen.
Die US-Wirtschaft schrumpft so stark wie zuletzt 2001 nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center.
31. Oktober:
Die japanische Zentralbank senkt die Leitzinsen von 0,5 auf 0,3 Prozent.
(Schluss) ggr/tsk
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