TORONTO/LONDON (dpa-AFX) - Die jüngsten Einschätzungen verschiedener Ratingagenturen zur Kreditwürdigkeit von Eurozonen-Ländern fallen gemischt aus. Wichtigste Nachricht: Die Europäische Zentralbank (EZB) darf auch weiterhin portugiesische Staatsanleihen kaufen.

Die kanadische Ratingagentur DBRS senkte am Freitag den Daumen über Portugal trotz hoher Schulden erneut nicht. Die Kreditbewertung für das Euroland bleibt unverändert auf "BBB low". Das ist eine Stufe über dem sogenannten "Ramschbereich", mit dem spekulative Anlagen gekennzeichnet werden. Mit der Entscheidung wird es der EZB weiter möglich sein, portugiesische Anleihen zu kaufen.

PORTUGAL-AUSBLICK 'STABIL'

Den Ausblick für Portugal hielt DBRS weiter auf "Stabil". Die Agentur begründete die Kreditbewertung mit Bemühungen des Landes, als Mitglied der Eurozone an den Regeln des gemeinsamen Währungsraums festzuhalten. Allerdings stehe Portugal weiter vor enormen Herausforderungen, hieß es in der Mitteilung. Die DBRS-Experten nannten unter anderem die hohe Verschuldung und das nur geringe Wirtschaftswachstum.

Eine Abstufung durch die kanadische Ratingagentur hätte gravierende Folgen für das Euroland gehabt. Die EZB dürfte dann eigentlich keine portugiesischen Staatsanleihen im Rahmen ihres Anleihekaufprogramms mehr kaufen. Nach Einschätzung von Experten würde dies die Schuldenaufnahme extrem erschweren und hätte möglicherweise ein teures Rettungsprogramm zu Folge gehabt.

AUSBLICK FÜR FRANKREICH ANGEHOBEN

Die EZB darf nämlich grundsätzlich nur Anleihen kaufen, die von mindestens einer der weltweit führenden Agenturen als zumindest durchschnittlich sicher und nicht als „Ramsch“ eingestuft werden. Derzeit ist DBRS die einzige der führenden Agenturen, die Portugal noch nicht in den Ramschbereich gesenkt hat. Bei Standard & Poor's, Moody's und Fitch werden Portugals Papiere hingegen als spekulativen Anlage bewertet.

Neben Portugal konnten auch weitere Länder der Eurozone Erfolge verbuchen. So hob die Ratingagentur Standard & Poor's den Ausblick für Frankreich auf "Stabil" von zuvor "Negativ" an. Eine Abstufung der Bewertung von derzeit "AA" ist damit zunächst vom Tisch. Zur Begründung führte die Agentur Fortschritten der französischen Regierung bei der Konsolidierung der Staatsfinanzen an. Außerdem habe es in Frankreich zuletzt eine fortlaufende Umsetzung von Reformen gegeben.

ZYPERN HOCHGESTUFT - ITALIENS AUSBLICK GESENKT

Zypern konnte sich sogar über eine Anhebung seines Ratings freuen. Fitch setzte die Bewertung um eine Stufe auf "BB-" hoch. Das Land mache weiter starke Fortschritte beim Aufräumen nach der Bankenkrise vor drei Jahren, hieß es zur Begründung. Da der Ausblick "Positiv" ist, ist sogar eine weitere Verbesserung möglich. Zypern ist noch drei Stufen vom "Nicht-Ramsch-Bereich" entfernt.

Für eine Eintrübung des erfreulichen Gesamtbildes sorgte Fitch mit seiner Einschätzung für Italien. Die Agentur senkte den Ausblick von "Stabil" auf "Negativ". Die wiederholten Verzögerungen bei der Konsolidierung der Staatsfinanzen hätten die Glaubwürdigkeit des Landes reduziert, hieß es. Die Einstufung "BBB+" bestätigte Fitch zunächst. Damit ist Italien noch drei Stufen vom "Ramsch-Bereich" entfernt./he