Der Automobilzulieferer Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH plant die Emission einer Unternehmensanleihe im Volumen von bis zu 25 Mio. Euro. Bei einer Laufzeit von fünf Jahren bietet die Gesellschaft einen Kupon von 7,500%. Mit den Mitteln plant die Gesellschaft u.a. den Aufbau eines Werkes in China. Im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert CEO Dr. Hubertus Bartsch die Strategie und das Marktpotenzial von Doppelkupplungsgetrieben.

BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie Ihr Geschäftsmodell.

Dr. Bartsch: Wir sind ein international tätiger Produzent von Komplettgetrieben sowie Getriebebaugruppen für die Automobilindustrie. Getriebe- und Antriebstechnik gehört heute noch zu den Kernkompetenzen der Automobilhersteller. Wir fokussierten uns deshalb vor allem auf Kleinserien, die insbesondere in hochmotorisierten Kfz zum Einsatz kommen. 2005 haben wir dann entschieden, auch in die Großserienproduktion zu gehen. Den Startschuss bildete die Produktion von Synchronisierungen für sogenannte Doppelkupplungsgetriebe. Seit 2005 bis heute konnten wir damit den Umsatz von 27 Mio. Euro auf rund 70 Mio. Euro steigern. Wir planen für die Zukunft den Aufbau weiterer Großserienproduktionen und folgen der aktuellen strategischen Entwicklung, dass wir als Partner der OEMs diese beim schrittweisen Outsourcing der Kompetenzen rund um Getriebe und Antriebe unterstützen. Unsere besondere Stellung als Outsourcing-Partner in bislang klassischen OEM-Kernkompetenzen zeigt sich auch darin, dass wir bei rund 90% unserer Aufträge Alleinlieferant sind.

BOND MAGAZINE: Welche Vorteile bieten Doppelkupplungsgetriebe und in welchen Fahrzeugen werden diese eingesetzt?

Dr. Bartsch: 2005 hatten die Doppelkupplungsgetriebe noch einen Marktanteil von 1% am Getriebemarkt in Europa. 2010 waren es bereits 15% und Experten erwarten, dass sich dieser Anteil bis 2015 nochmal verdoppelt. Für Asien wird bis 2018 eine zeitlich verschobene, aber ähnliche Entwicklung erwartet. Doppelkupplungsgetriebe werden sich voraussichtlich in allen Fahrzeugklassen etablieren. Unser Schwerpunkt ist derzeit die Mittelklasse. Doppelkupplungsgetriebe bieten den Fahrern eine vollwertige Automatikoberfläche beim Schaltvorgang, gleichzeitig sind sie aber effizienter und umweltfreundlicher als "traditionelle" Automatikgetriebe.

BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Mittel aus der Anleihemission verwenden?

Dr. Bartsch: Nach der erfolgreichen Internationalisierung 2008 in der Slowakei planen wir für 2014 die Expansion nach China. Im Rahmen der Globalisierungsstrategie unseres Großkunden VW und auf der Basis bereits bestehender, langfristiger Aufträge sowie einer langfristig vereinbarten strategischen Zusammenarbeit soll in Tianjin über die Neue ZWL Zahnradwerke Leipzig International GmbH ein Zahnradwerk als Duplikat der erfolgreichen Großserienproduktion in Leipzig errichtet werden. Zur Finanzierung dieses Projekts sollen durch Ausreichung von Darlehen an die NZWL International ca. 60% des Nettoemissionserlöses aus der Unternehmensanleihe verwendet werden. Für Wachstumsinvestitionen zur Prozessinnovation und -diversifikation, die regionale Expansion sowie die Finanzierung von Tochterunternehmen und Beteiligungen sind ca. 27% der zufließenden Mittel eingeplant. Weitere ca. 13% sind für die Umstrukturierung der Passivseite unserer Bilanz vorgesehen.

BOND MAGAZINE: Weshalb haben Sie für die Anleiheemission eine solche komplexe Struktur gewählt?

Dr. Bartsch: Sie sprechen die Ausreichung des Darlehens in Höhe von 15 Mio. Euro an?

BOND MAGAZINE: Ja.

Dr. Bartsch: Wir haben das China-Projekt gezielt nicht unter dem Dach der NZWL angesiedelt, sondern bei der Neue ZWL Zahnradwerke Leipzig International GmbH, die eigens dafür gegründet wurde. Damit ist für die NZWL und ihre Anleihegläubiger das Engagement in China ganz klar auf maximal 15 Mio. Euro beschränkt. Zusätzlich vermeiden wir so, dass wir die natürlicherweise anfallenden Anlaufverluste in China 2014 und 2015 im Konzern konsolidieren müssen. Auf diesem Weg können wir viel besser die wahre Leistungsstärke der NZWL transparent machen. Gleichzeitig erreichen wir auch ein Mehr an Transparenz in China, die auch dort von unseren Partnern gewünscht wird - so vom Großkunden VW und den mitfinanzierenden deutschen und chinesischen Banken.

BOND MAGAZINE: Bitte erläutern Sie die Besicherung der Anleihe.

Dr. Bartsch: Die Anleihe ist mit den üblichen Standard-Covenants wie Kontrollwechsel oder Drittverzugsklausel ausgestattet. Wir würden maximal 25% des Jahresüberschusses als Dividende ausschütten und es gibt eine klare Beschränkung bei einer Veräußerung von Vermögenswerten. Zusätzlich haben wir eine Besicherung eingebaut. Die Anleiheforderungen wurden über eine Verpfändung von 50% der Anteile an der NZWL International abgesichert. Diese Anteile werden von einem Treuhänder verwaltet.

BOND MAGAZINE: Welche Projektrisiken sehen Sie beim Aufbau des Werkes in China?

Dr. Bartsch: VW hat uns ein langfristiges Auftragsvolumen in China zugesichert. Wir sind auch dort im Wesentlichen Alleinlieferant und strategischer Partner. Im Produktionsauftrag sind auch die wesentlichen Konditionen festgeschrieben, die uns eine sehr gute Kalkulationsgrundlage für den wirtschaftlichen Erfolg ermöglichen. Wir planen in China die Duplikation unserer etablierten Großserienfertigung in Leipzig - mit den gleichen Maschinen und mit Mitarbeitern, die intensiv in Leipzig geschult wurden. Dass wir ein neues Werk schnell ans Laufen bringen, konnten wir bereits in der Slowakei unter Beweis stellen. Aus meiner Sicht bleibt das Restrisiko auf mögliche zeitliche Verschiebungen beschränkt. Und man muss natürlich heute schon wissen und in den Planungen berücksichtigen, dass wir 2014 und 2015 noch Anlaufverluste in China realisieren werden. Da wir die Investition in China als Darlehen aus der Emittentin heraus darstellen, bleibt das Volumen für die Anleihegläubiger so oder so auf 15 Mio. Euro begrenzt.

BOND MAGAZINE: Welche Aufträge liegen für das Werk in China bereits vor?

Dr. Bartsch: Die vorliegenden langfristigen Aufträge mit VW und weiteren Zusagen reichen schon aus, um das Werk wirtschaftlich rentabel zu betreiben. Obwohl wir in den bisherigen Aufträgen wieder Alleinlieferant sind, heißt das nicht, dass wir exklusiv an VW gebunden wären. Wir können also zusätzliches Wachstum bei anderen OEMs in China generieren und sind noch besser auf eventuelle Marktschwankungen in Europa und Asien vorbereitet, indem wir die Kapazitätsauslastung flexibler steuern können.

BOND MAGAZINE: Welchen Umsatzanteil erzielen Sie mit VW bzw. Konzerngesellschaften von VW?

Dr. Bartsch: VW ist unser größter Kunde. Aktuell machen wir rund 70% unserer Umsätze mit dem VW-Konzern. Das muss man aber etwas differenzierter betrachten: Wir beliefern nämlich verschiedene Marken innerhalb der VW-Gruppe, wie VW, Audi oder Seat. Zusätzlich sind wir Lieferant für unterschiedliche Werke der Gruppe. Und wir sind, wie erwähnt, überwiegend Alleinlieferant für bestimmte Produkte. Deshalb sehen wir die Verbindung mit VW nicht als Abhängigkeit, sondern als strategische Partnerschaft.

BOND MAGAZINE: Wie möchten Sie die Anleihe am Ende der Laufzeit refinanzieren und wo sehen Sie die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH in fünf Jahren?

Dr. Bartsch: Wir planen eine vollständige Rückführung der Anleihe aus dem Cashflow. Unsere Finanzplanung ist so ausgelegt, dass wir die Unternehmensanleihe in einem Notfall-Szenario sogar allein über die NZWL tilgen könnten - also ohne Mittelrückflüsse aus dem China-Engagement. Dies wurde auch von Analysten plausibilisiert. Aber das wird nach meiner Überzeugung gar nicht notwendig sein, weil China nach der Startphase 2014/2015 planmäßig mit der Rückführung des Darlehens beginnen wird.

Ich sehe die NZWL in fünf Jahren als international ausgerichteten Großserien-Produzenten - nicht nur für Synchronisierungen, sondern auch für Antriebssysteme sowie Zahnräder und Wellen. Unser Synchronisierungsgeschäft wollen wir verdoppeln. Ich sehe uns als zuverlässigen Partner der Automobilindustrie in bislang klassischen OEM-Kernkompetenzen. Wir wollen internationale Kooperationen mit unseren Hauptkunden etablieren. Im Ergebnis wollen wir uns also zum global agierenden Automobilzulieferer entwickeln.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org

Tab. 1: Eckdaten der NZWL-Anleihe

Emittent

Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH

Zeichnungsfrist

17.02.-28.02.2014

Kupon

7,500%

Volumen

bis zu 25 Mio. Euro

Laufzeit

04.03.2014-04.03.2019 (5 Jahre)

WKN / ISIN

A1YC1F / DE000A1YC1F9

Rating

BB- (Creditreform Rating AG)

Financial Advisor & Listing Partner

Dicama AG

Bookrunner

Steubing AG

Internet

www.nzwl.de/anleihe



Quelle: fixed-income.org - Die Plattform für Investoren und Emittenten am Anleihenmarkt.