FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag nach einer deutlichen Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) erheblich unter Druck geraten. Bis zum Nachmittag fiel der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 2,87 Prozent auf 143,25 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg auf 1,71 Prozent. Das waren 0,13 Prozentpunkte mehr als am Vortag.
Die EZB hat mit der größten Zinserhöhung der EZB-Geschichte auf die extrem hohe Inflation in der Eurozone reagiert. Sie hebt die Leitzinsen im Euroraum trotz wachsender Sorgen vor einem Absturz der Wirtschaft in eine Rezession um 0,75 Prozentpunkte an. Die Anleihekurse reagierten mit deutlichen Verlusten auf die Entscheidungen. Alle Länder der Eurozone waren betroffen.
Zudem hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde weitere Zinserhöhungen auf den "nächsten Sitzungen" in Aussicht gestellt. Eine Anhebung von 0,75 Punkten sei aber nicht die Norm. Sie wollte aber auch weitere große Zinsschritte nicht ausschließen. Sie wiederholte die Formulierung, dass die EZB von Sitzung zu Sitzung entscheiden werde und sich dabei von den Daten leiten lasse.
"Nach ihrem Spätstart nimmt die EZB Fahrt auf", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. "Zuletzt hatte sich die Datenlage zwar nicht mehr verschlimmert, aber die hohen Inflationsraten dauern bereits zu lange an." Dies erhöhe die Gefahr der Verfestigung. "Die EZB hat mittlerweile Angst, dass ihr die Felle davonschwimmen und sie in ein jahrelanges Inflationsproblem hineinläuft", so Kater./jsl/zb