"Wir vermuten, dass an den Märkten darunter eher verstanden wird, dass die EZB den allgemein erwarteten Prozess vorsichtiger Zinserhöhungen durch mehr oder minder kontinuierliche Käufe von Anleihen hochverschuldeter Staaten begleitet, um auf diese Weise die Ausweitung der Spreads zu dämpfen", schreibt Schubert in einem Kommentar.
Er schließt das aus Fragen von Marktteilnehmern, die das Sequencing - erst Nettokäufe beenden, dann Zinsen erhöhen - seit geraumer Zeit in Frage stellen, obwohl die EZB immer wieder betone, dass sie daran festhalten wolle. "Es wird argumentiert, dass die EZB die Zinsen erhöhen, zugleich aber an ein bisschen QE festhalten könnte, um die Spreads zu beeinflussen", erläutert Schubert.
Diese Sichtweise vertreten seiner Meinung nach aber nur "die größten Tauben" im Rat, zum Beispiel EZB-Direktor Fabio Panetta. "Eine Mehrheit im Rat dürfte aber die Schwelle für ein Eingreifen wesentlich höher ansetzen, nämlich wenn klar ersichtlich ist, dass die Ausweitung der Spreads eindeutig nicht mehr mit fundamentalen Entwicklungen erklärbar ist", argumentiert der Analyst.
Als einen Anhaltspunkt hierfür betrachtet er die Aussage des geldpolitischen Falken Pierre Wunsch (Luxemburg) es gebe im EZB-Rat einen "breiten Konsens" darüber, dass die Bank gegen "ungerechtfertigte Fragmentierung" vorgehen werde.
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos hatte in einem nach Ostern veröffentlichten Interview festgestellt, dass die EZB nicht an einem "Antifragmentierungsprogramm" arbeite. Entscheidungen zur Begrenzung der Fragmentierung dürften den geldpolitischen Kurs der EZB nicht beeinträchtigen, warnte er.
"Eine Fragmentierung der Finanzmärkte ist bisher nicht zu beobachten", hatte der EZB-Vize darin gesagt. Es gebe eine leichte Ausweitung der Spreads in Italien, Spanien und Portugal - "aber das ist keine Fragmentierung wie in den Jahren 2010 bis 2012."
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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