11.03.2018 23:13:42
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Westfalenpost: Monika Willer zum Tod von Kardinal Lehmann
Hagen (ots) - Auf der Frankfurter Buchmesse. Der Kardinal ist
einer der wenigen, die nicht durch die Gänge hasten. Er lässt sich an
den Verlagsständen in Ruhe die Neuerscheinungen vorstellen, selbst
als seine Entourage schon ungeduldig mit den Hufen scharrt. Und er
hat Zeit, viel Zeit, für eine Reporterin aus dem Sauerland, auch wenn
die wichtigen Leute schon auf ihn warten. Bücher und Wissen, Menschen
und Begegnungen, das sind die Koordinaten, die das Leben und Wirken
von Kardinal Karl Lehmann prägten. Er war der erste der deutschen
Bischöfe, dem stets gegenwärtig blieb, dass Katholiken Menschen sind,
dass Krisen wie ungewollte Schwangerschaften oder zerbrechende Ehen
an den Gläubigen nicht vorbeigehen, und er richtete seine Seelsorge
und seine Kirchenpolitik ohne Pomp und Pathos an der Realität des
gelebten Lebens aus. Dafür haben ihn viele gehasst und gefürchtet, in
Rom, bei den katholischen Ultras und unter den Kollegen von der
Bischofskonferenz. Karl Lehmann war ein Hoffnungsträger, nicht nur
der Katholiken, sondern aller Christen in Deutschland. Denn er hat
bewiesen, dass Freidenken und Glaubenstreue einander nicht
ausschließen. Lehmann war kein geduldiger Mann, aber er hat mit
Geduld alle Demütigungen ertragen, die der kirchliche Apparat für ihn
bereithielt. Nun ist er verstummt, der kluge Kirchenmann und große
Humanist. Er wird fehlen, umso mehr, als die Herausforderungen für
die Kirche nicht kleiner geworden sind.
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Pressekontakt: Westfalenpost Redaktion
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