30.04.2019 23:07:42
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Westfalen-Blatt: Kommentar zum Tag der Arbeit
Bielefeld (ots) - Genau 100 Jahre ist es her, dass Deutschland
erstmals den 1. Mai als nationalen Feiertag begangen hat. Seitdem hat
der »Tag der Arbeit« eine wechselvolle Geschichte erlebt. Für die
einen ist er ein Wohlfühltag geworden, an dem man bei schönem
Maiwetter Sonne und Freizeit genießt. Für andere wird der 1. Mai
immer ein Kampftag bleiben, an dem sie - wenigstens einmal im Jahr -
ihr »Brüder zur Sonne, zur Freiheit« anstimmen. Daran gedacht, den 1.
Mai zum »Tag der Vollbeschäftigung« umzubenennen, hat aber offenbar
noch niemand. Zwar ist diese auch erst bei einer Arbeitslosenquote
von unter zwei Prozent erreicht. Doch angesichts dessen, dass sich
die Zahl seit 2005 in Deutschland von mehr als fünf auf 2,2 Millionen
verringert hat, lohnt es sich, einen Augenblick innezuhalten und sich
zu freuen. Am Arbeitsmarkt löst seit einiger Zeit ein Rekordtief das
nächste ab. Manche glauben, die positive Entwicklung ließe sich
einfach fortschreiben. Das könnte sich als Trugschluss erweisen. Die
Schaffung neuer Arbeitsplätze ist kein Selbstläufer. Was die
Konjunkturforschung betrifft, so warnt sie vor allem vor der Gefahr,
die ein auf Handelsstreit gebürsteter US-Präsident für den Weltmarkt
und die deutsche Exportwirtschaft heraufbeschwört. Hinzu kommt die
Unsicherheit wegen des Brexit. Einzelne Branchen stecken in großen
Umwälzungen. Das gilt aktuell insbesondere für die Autoindustrie, die
Medien und Bankenwelt. Unterm Strich spricht zwar manches dafür, dass
die zu erwartenden Jobverluste durch Digitalisierung, Künstliche
Intelligenz und Robotik durch Gewinne an anderer Stelle ausgeglichen
werden. Doch ist der Beweis dafür noch nicht erbracht. Nicht
vergessen sollte man, dass eine weitere Million nicht arbeitslos
gemeldet ist, weil sie gerade eine Fortbildung durchläuft. Es gibt,
was die Arbeitslosenquote und darüber hinaus die Verfügbarkeit von
Einkommen und Vermögen betrifft, regional weiter große Unterschiede.
Nicht zuletzt bleibt die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen in
den Arbeitsmarkt eine Langzeitaufgabe. Gut, dass angesichts der
robusten Konjunktur dafür Mittel bereitstehen. Und trotzdem: Bis zum
»Tag der Vollbeschäftigung« werden noch einige »Tage der Arbeit« ins
Land gehen.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Scholz Stephan Telefon: 0521 585-261 st_scholz@westfalen-blatt.de
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