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16.08.2016 23:32:38

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema arbeitslose Flüchtlinge

Bielefeld (ots) - Ist das deutsche Beschäftigungswunder die längste Zeit ein Wunder gewesen? Wer die aktuelle Arbeitslosenprognose der Bundesregierung nur oberflächlich zur Kenntnis nimmt, der könnte die Frage mit Ja beantworten. Doch Panikmache ist unangebracht. Wenn allein im vergangenen Jahr mehr als eine Millionen Flüchtlinge nach Deutschland kamen, dann kann das nicht spurlos am Arbeitsmarkt vorübergehen. Steigen vor diesem Hintergrund die Arbeitslosenzahlen, dann heißt das auch, dass immer mehr Neuankömmlinge ihr Asylverfahren durchlaufen haben und nun den Arbeitsmarkt erreichen. Erst dann werden sie nämlich von der Bundesarbeitsagentur erfasst. Und erst dann kann endlich auch die Integration ins Erwerbsleben starten. Insofern hat die Regierungsprognose sogar etwas Positives. Bereits 2015 wurde bekannt, dass die Arbeitsagenturen das Ausmaß der Arbeitslosigkeit von Flüchtlingen ab Mitte 2016 gesondert erfassen würden. Dies sorgte damals für böses Blut. Kritiker fürchteten, die Regierung könnte so das Problem klein rechnen. Seit Juni lässt sich die Entwicklung schwarz auf weiß nachlesen. Aktuell sind 5,3 Prozent der Arbeitslosen Flüchtlinge. Dieser Anteil wird zwangsläufig erst einmal weiter zunehmen. Wann sich der Trend stoppen oder gar umkehren lässt, hängt von vielen Faktoren ab. Zuallererst natürlich von der Integrationswilligkeit der Flüchtlinge selbst. Von ihrer Bereitschaft, sich auf die deutsche Gesellschaft einzulassen. Doch das kann keine Einbahnstraße sein. Die Sprachförderung bleibt das A und O. Zugleich müssen genügend staatliche Integrationskurse zur Verfügung stehen. Genauso wie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, denn das Qualifikationsniveau der allermeisten Neuankömmlinge ist gering. Auch deshalb sollten Arbeitsvermittler schon während der Asylverfahren noch stärker aktiv werden, um die berufliche Eignung Betroffener frühzeitig festzustellen. Notwendig ist auch eine Anerkennung von Berufsabschlüssen, die nicht unbedingt immer den hohen deutschen Standards entsprechen. Zweifellos sind hier auch die Unternehmen in der Pflicht. Dabei ist es kein Nachteil, dass viele von ihnen dringend Personal suchen und sich deshalb selbst ins Zeug legen (müssen), um Eignungsdefizite potenzieller Bewerber abzubauen. Für Flüchtlinge dürften sich so ebenfalls bessere Beschäftigungschancen auftun als noch in Zeiten, da die Arbeitslosigkeit in Deutschland von einem traurigen Rekord zum nächsten eilte. Inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert: Bis 2020 erwartet die Bundesregierung einen Anstieg der Beschäftigtenzahl um eine Million auf gut 44 Millionen. Ebenfalls nachzulesen in ihrer aktuellen Prognose. Damit wäre das Wunder also noch lange nicht vorbei.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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