18.04.2019 23:33:42
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ostern 2019
Bielefeld (ots) - Als am Montag Notre-Dame brannte und es
zeitweise so aussah, als könnte die gesamte Kathedrale ein Opfer
der Flammen werden, da sangen die Menschen in den Straßen der
französischen Hauptstadt gemeinsam. Ein »Ave Maria« für ein
Gotteshaus - womöglich ist es um das Christentum doch nicht so
schlecht bestellt, wie man es im Frühjahr 2019 glauben mag -
zumindest mit Blick auf weite Teile Westeuropas. Gewiss, die
Anziehungskraft einer Kirche ist nicht zu verwechseln mit der
Anziehungskraft eines Glaubens, aber es war schon ein Zeichen, was da
angesichts der drohenden Katastrophe in den Pariser Nachthimmel
gesendet wurde. Und ebenfalls ein Zeichen ist, was seither an
Hilfs- und Spendenbereitschaft aus aller Welt zurückkam. Wille und
Wunsch sind unübersehbar: Eines Tages soll Notre-Dame wieder im
alten Glanz erstrahlen - mag auch der Wiederaufbau nicht einfach
werden. Eine Allegorie auf die Situation der Glaubensgemeinschaft,
die in dieser Kirche einen ihren weltweit wichtigsten Orte sieht?
Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist Notre-Dame -
dieser Touristen-Hotspot im Herzen Frankreichs - einfach nur genauso
säkularisiert wie unser gesamtes Leben. Und höchstwahrscheinlich hat
diese Geschichte vom drohenden Untergang samt der Hoffnung auf
Auferstehung so gar nichts mit der Osterbotschaft zu tun.
Notre-Dame hätte ja auch in jeder anderen Woche in Brand geraten
können - dass es nun ausgerechnet in der Karwoche passierte, ist ein
purer Zufall. Zufall gewiss, aber doch ein durchaus sinnfälliger.
Ostern mag das höchste Fest der Christenheit sein, an die Bedeutung
von Weihnachten jedoch reicht es in der allgemeinen Wahrnehmung nicht
heran. Denn da sind eben auch der Verrat und das Leiden, die
Kreuzigung und der Tod. Nein, Ostern bleibt allein mit dem Geschehen
des Karfreitags im Vergleich zu Weihnachten ein eher sperriges Fest
Qualen und Sterben eines Gottessohnes eignen sich nun mal weit weniger zur Verkitschung als die Geburt eines Heilands. Apropos Verkitschung: »Mich erinnern die Freitagsdemos ein wenig an die biblische Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem«, hat Berlins Bischof Heiner Koch jüngst in einem Radiobeitrag über die weltweite Verehrung für die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg gesagt. Das hat ihm prompt den Vorwurf eingebracht, Greta mit Jesus zu vergleichen. Koch allerdings rechtfertigte sich, er hätte nur daran erinnern wollen, »dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen«. Und damit hat der Gottesmann zweifellos Recht. Zufälle und Zeichen, alte und neue Propheten - denken Sie ruhig mal drüber nach. Zeit genug sollte ja sein. Frohe Ostern!
Qualen und Sterben eines Gottessohnes eignen sich nun mal weit weniger zur Verkitschung als die Geburt eines Heilands. Apropos Verkitschung: »Mich erinnern die Freitagsdemos ein wenig an die biblische Szene vom Einzug Jesu in Jerusalem«, hat Berlins Bischof Heiner Koch jüngst in einem Radiobeitrag über die weltweite Verehrung für die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg gesagt. Das hat ihm prompt den Vorwurf eingebracht, Greta mit Jesus zu vergleichen. Koch allerdings rechtfertigte sich, er hätte nur daran erinnern wollen, »dass unsere Gesellschaft und auch unsere Kirche von Zeit zu Zeit echte Propheten braucht, die auf Missstände und Fehlentwicklungen hinweisen und Lösungswege vorschlagen«. Und damit hat der Gottesmann zweifellos Recht. Zufälle und Zeichen, alte und neue Propheten - denken Sie ruhig mal drüber nach. Zeit genug sollte ja sein. Frohe Ostern!
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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