15.07.2014 19:30:59
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Westdeutsche Zeitung: Der Fall Karstadt - ein Skandal = von Annette Ludwig
Düsseldorf (ots) - Die Geschichte von Karstadt ist ein bitterböses
Lehrstück darüber, wie desinteressierte Eigentümer, unfähige Manager
und geldgierige Investoren ein alteingesessenes und angesehenes
Unternehmen vor die Wand fahren können. Und es ist ein Lehrstück
darüber, wer am Ende dafür bezahlen muss: Nicht die Manager, nicht
die Investoren, sondern in erster Linie die Mitarbeiter. Als sich der
Milliardär und selbst ernannte Philanthrop Nicolas Berggruen im Juni
2010 als Heilsbringer von Karstadt feiern ließ, hatten die
Mitarbeiter bereits eine Leidensgeschichte hinter sich. Mehrere
Manager hatten sich an der Rettung versucht, Thomas Middelhoff sollte
es dann mit Eigentümerin Madeleine Schickedanz im Rücken richten. Er
hat, wie seine Vorgänger auch, den Mitarbeitern massive
Gehaltseinbußen abverlangt - und ihnen im Gegenzug immer wieder
Besserung und sichere Arbeitsplätze versprochen. Nichts von alledem
hat Middelhoff gehalten - und am Ende Karstadt und den Mutterkonzern
Arcandor in den Abgrund gerissen. So kam Berggruen ins Spiel. Er
versprach, keinen Arbeitsplatz zu streichen und Geld zu investieren
in die "Herzensangelegenheit" Karstadt. Drei Jahre später wissen wir:
Der vermeintlich gute Investor könnte zum Totengräber der einst
stolzen Warenhauskette werden. Er hat kaum eigenes Geld investiert -
was zur Rettung aber unvermeidlich gewesen wäre - dafür aber die
Kette finanziell ausgepresst, indem er jedes Jahr Millionen für die
Markenrechte kassiert hat. So einen Investor könnte sich Franz
Müntefering vorgestellt haben, als er das Bild der Heuschrecke
prägte. Mit der Ankündigung des Karstadt-Aufsichtsratschefs, dass nun
jeder vierten Karstadt-Filiale das Aus droht, zeigt sich endgültig,
was Berggruen im Sinn hat: nichts mehr investieren und möglichst raus
aus der Verantwortung. Zudem mischt auch noch der schillernde
österreichische Immobilienjongleur René Benko mit, dem bereits
zahlreiche Karstadt-Immobilien sowie die lukrativen
Karstadt-Luxushäuser mehrheitlich gehören. Die Investoren werden sich
wohl die Rosinen noch rauspicken und sich dann verabschieden - auf
der Strecke bleiben die Beschäftigten. Ein Skandal.
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