12.08.2007 15:18:00

Verheugen: Größere Autos bei CO2-Ausstoß nicht einseitig belasten

        HAMBURG (dpa-AFX) - In der Diskussion um europäische Schadstoff- Grenzwerte für Neuwagen hat EU-Industriekommissar Günter Verheugen davor gewarnt, die Hersteller größerer Autos einseitig zu belasten. "Wir sollten nicht vergessen, dass die Autos der Oberklasse und der oberen Mittelklasse unsere besondere Stärke sind", sagte er der "Bild am Sonntag". "Von ihnen hängen die Arbeitsplätze in entscheidender Weise ab." Es müssten die Einsparpotenziale in allen Klassen voll ausgeschöpft werden. "Auch bei kleineren Autos ist noch viel drin."

 

    Die EU-Kommission arbeitet an einem Gesetz, das die Kohlendioxid- Emissionen von Neuwagen von 2012 an im Durchschnitt auf 120 Gramm pro Kilometer senken soll. Derzeit liegt der Wert bei gut 160 Gramm. "Der Grenzwert kann nicht für jedes Auto derselbe sein", betonte Verheugen. Ob die Unterscheidung nach Gewicht oder nach anderen technischen Merkmalen vorgenommen werde, könne derzeit noch nicht entschieden werden. Bis jetzt habe die Kommission 46 verschiedene Modelle für das CO2-Gesetz geprüft, acht davon würden vertieft untersucht. Der Vorschlag der Kommission werde nach der jetzigen Planung im Dezember, spätestens aber in der ersten Hälfte 2008 auf dem Tisch liegen.

 

VERHEUGEN GEGEN AUSGLEICHSZAHLUNGEN

 

    Ein System von Ausgleichszahlungen, wie es der Brüsseler Branchenverband ACEA ins Gespräch gebracht hatte, lehnte Verheugen ab: "Ich halte nichts davon, dass sich bestimmte Hersteller von ihren Umweltverpflichtungen freikaufen können."

 

    Audi-Chef Rupert Stadler sagte der "WirtschaftsWoche", für sein Unternehmen sei "mit dem heutigen Modellmix und dem genannten Zeitrahmen ein Flottenwert von 120 Gramm aus simpler physikalischer Gesetzmäßigkeit heraus nicht zu erreichen". Auch wenn mit dem neuen Modell der durchschnittliche CO2-Ausstoß bei Audi um etwa 5 Gramm pro Kilometer sinken werde. Derzeit liegt die Audi-Flotte im Schnitt bei 179 Gramm pro Kilometer, wie Stadler bestätigte.

 

    Der Audi-Chef forderte mehr Umweltschutz-Anstrengungen von den Volumenherstellern. "Wenn sie etwa die 50 Topmodelle der europäischen Autohersteller komplett aus dem Markt nehmen würden, dann würden Sie die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs kaum merkbar um ein bis zwei Prozent reduzieren. Wenn Sie aber die 50 absatzstärksten Modelle aller Hersteller um nur 20 Prozent reduzieren, bewirken Sie damit eine CO2-Minderung von 14 Prozent", rechnete er vor. Der echte Hebel liege daher im Absatzvolumen. Zur Unterscheidung der Fahrzeuge gebe es weltweit bereits gute Erfahrungen mit dem Leergewicht als Parameter./so/DP/he

 

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