HDAX
25.04.2013 17:00:32
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UPDATE2: Volkswagen stimmt Aktionäre auf schwierigere Zeiten ein
--Winterkorn sieht 2013 als Jahr der Bewährung
--Keine schnelle Erholung in Westeuropa
--VW auf schwierige Situation vorbereitet
--Hauptversammlung mit ganz ruhigem Verlauf
(NEU: Details zum Verlauf der Hauptversammlung)
Von Nico Schmidt
Europas größter Autobauer VW hat erneut vor den Auswirkungen der Wirtschaftsflaute gewarnt. "Die Automobilindustrie ist unverändert in sehr schwierigem Gelände unterwegs. 2013 wird für die gesamte Branche zum Jahr der Bewährung - auch für uns bei Volkswagen", sagte Vorstandschef Martin Winterkorn vor mehr als 2.000 Aktionären auf der ruhig verlaufenden Hauptversammlung in Hannover. Er sieht den Automobilgiganten aus Niedersachsen für die bevorstehenden Herausforderungen gewappnet.
Der Wettbewerbsdruck sei hoch und steige weiter, bekräftigte Winterkorn. VW gehe deshalb mit "großer Wachsamkeit" in den weiteren Jahresverlauf, die schwierige Situation treffe den Konzern aber nicht unvorbereitet.
Bereits am Vortag hatte VW Eckdaten für das abgelaufene erste Quartal vorgelegt. Insgesamt verkaufte Volkswagen zum Jahresauftakt mit gut 2,31 Millionen Pkw und Lkw zwar knapp 5 Prozent mehr Fahrzeuge, Einnahmen und Gewinn gaben jedoch nach. Operativ verdienten die Niedersachsen nur noch 2,34 Milliarden Euro und unter dem Strich 1,95 Milliarden Euro nach jeweils rund 3,15 Milliarden Euro im Vorjahr.
Auf der Ertragslage der Niedersachsen lasteten der auf vielen Märkten schärfer gewordene Wettbewerb, die Schuldenkrise in Europa und massive Investitionen. "Auch Volkswagen bläst ein harter Gegenwind ins Gesicht", sagte Winterkorn auf dem Aktionärstreffen mit Blick auf die vergangenen Monate. Die Zahlen zum ersten Quartal zeigten, dass auch Volkswagen "Teil dieser Welt" sei.
Trotz aller Schwierigkeiten gab sich Winterkorn erneut zuversichtlich was den weiteren Jahresverlauf angeht und bekräftigte die Jahresziele: Verkäufe und Einnahmen sollen zulegen, der operative Gewinn das Rekordniveau aus dem Vorjahr erreichen. "Die kommenden Monate werden alles andere als leicht", gestand er allerdings ein. Deswegen müsse und werde sich VW mehr denn je ins Zeug legen.
Trotz des deutlichen Gewinnrückgangs zum Jahresauftakt schlug sich VW erneut besser als einige Konkurrenten. Daimler musste beispielsweise wegen der schwierigen Marktlage in Europa die Jahresprognose kappen und rechnet nun mit einem schrumpfenden Gewinn. Bei Peugeot Citroën brachen Verkäufe und Umsatz ein und auch bei Renault, Fiat und Ford Europe sowie der GM-Tochter Opel lief es alles andere als rund.
Zu kämpfen haben vor allem Hersteller für den Massenmarkt, die vorrangig auf den europäischen Markt konzentriert sind. "Die Schuldenkrise in Europa hat unsere Branche hart getroffen", sagte Winterkorn. Sie sorge in der ganzen Branche für "tiefe Verwerfungen".
Der Automobilmarkt auf dem alten Kontinent ist mittlerweile im sechsten Jahr hintereinander auf Schrumpfkurs und dürfte 2013 auf das niedrigste Niveau seit über 20 Jahren zurückfallen. Das hat schwerwiegende Konsequenzen für einige Autobauer, die tiefrote Zahlen schreiben und deshalb massiv den Rotstift ansetzen müssen.
Ein schnelles Comeback des westeuropäischen Marktes sei nicht in Sicht, räumte Winterkorn ein und sprach von einem "echten Belastungstest". Volkswagen sei allerdings auf die Situation vorbereitet und werde die Internationalisierung weiter vorantreiben und in neue Werke und Produkte investieren.
Die regional und mit einem Dutzend Marken auch produktseitig breite Aufstellung ist eines der Erfolgsgeheimnisse von Europas Branchenprimus. Ein Drittel der mittlerweile insgesamt 100 Werke betreibt VW außerhalb Europas - in den kommenden Jahren sollen mindestens zehn weitere dazu kommen, sieben davon im mittlerweile weltgrößten Automobilmarkt China. Zum 20.000 Händler umfassenden weltweiten Netz sollen alleine in der mittleren Frist 1.500 neue in Wachstumsregionen hinzukommen.
Dem schwierigen Umfeld will VW auch mit neuen Wagen trotzen. "In Summe bringen wir alleine im laufenden Jahr rund 60 neue Modelle, Nachfolger und Produktaufwertungen auf die Straße", sagte Winterkorn. "Wir richten unsere Fahrzeuge dabei mehr und mehr auf die von Region zu Region ganz unterschiedlichen Wünsche und Anforderungen aus." Schon heute habe das Unternehmen 30 Modelle im Portfolio, die passgenau auf gewisse Märkte zugeschnitten seien.
"Der Weltkonzern Volkswagen wird immer globaler", sagte Winterkorn, ergriff aber auch Partei für den Standort Europa: Das Unternehmen bleibe tief in Niedersachsen, in Deutschland und auf dem alten Kontinent verwurzelt. Europa brauche in diesen schwierigen Zeiten mehr Initiative, Innovation und Industrie. Dafür mache sich VW stark: "Wir investieren in Europa in den kommenden drei Jahren über 33 Milliarden Euro", sagte Winterkorn. Außerdem würden auch weiterhin die meisten Fahrzeuge und Innovationen in Europa entwickelt und Schlüsseltechnologien als erstes auf dem Heimatmarkt eingeführt.
Winterkorn gab sich auf dem Aktionärstreffen optimistisch, wie geplant bis 2018 die weltweite Nummer eins zu werden: Das sei der Anspruch. "Daran arbeiten wir", sagte er. "Volkswagen ist und bleibt der dynamischste Automobilkonzern." Auf dem Weg an die Spitze seien 2012 wichtige Etappenziele erreicht worden. Spätestens in fünfeinhalb Jahren will VW mehr als 10 Millionen Autos verkaufen und dann die Rivalen Toyota und General Motors vom Thron gestoßen haben.
Auf der sehr ruhigen Hauptversammlung bekam das Volkswagen-Management viel Lob für das Geleistete ab. Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) arbeitete aber auch die Herausforderungen heraus, die VW mit dem schnellen Wachstum, der Qualitätssicherung und der Integration der Nutzfahrzeugtöchter Scania und MAN zu stemmen habe.
Diskutiert wurden die Gehälter der Führungsriege VWs, die einige Aktionäre als übertrieben einstuften. Überbordende Managementgehälter waren im Frühjahr eines der Themen in Deutschland. Martin Winterkorn als einer der Top-Verdiener wurde immer wieder als Beispiel genommen. Für 2012 bekam Winterkorn gut 14,5 Millionen Euro überwiesen - trotz neuer Rekordgewinne dank einer Umstellung des Bezahlungssystems knapp 3 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Der gesamte neunköpfige Konzernvorstand verdiente für 2012 rund 56,5 Millionen Euro, weitere knapp 8,8 Millionen Euro flossen an die Mitglieder des Aufsichtsrats.
In den vergangenen Jahren verliefen VW-Hauptversammlungen nicht immer so ruhig wie in diesem Jahr. 2012 beispielsweise - damals noch in Hamburg - nutzten Greenpeace-Aktivisten das Aktionärstreffen von Europas größtem Autobauer als Bühne, um gegen Umweltverschmutzung zu protestieren. Außerdem machten seinerzeit zahlreiche Anteilseigner ihrem Unmut gegen die Berufung von Ursula Piëch, Frau des österreichischen Konzernpatriarchen und Chefkontrolleurs Ferdinand Piëch, in den Aufsichtsrat Luft.
Kontakt zum Autor: nico.schmidt@dowjones.com DJG/ncs/sha (END) Dow Jones Newswires
April 25, 2013 10:29 ET (14:29 GMT)
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