14.11.2016 16:35:48
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UPDATE/BMF rechnet mit Bankumzügen von London nach Frankfurt
--Finanzstaatssekretär Steffen erwartet Standortentscheidungen für Frühjahr 2017
--Hessens Finanzminister Schäfer hofft auf "rationale Entscheidungen" zu Gunsten Frankfurts
--Banker nicht durchgehend optimistisch bezüglich Brexit-Zugewinnen
(NEU: Zusammenfassung mit Hintergrund)
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Frankfurt kann sich nach Einschätzung des Bundesfinanzministeriums Hoffnungen machen, Profiteur des geplanten EU-Austritts Großbritanniens zu werden. Der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium (BMF), Thomas Steffen, berichtete bei der 19. Euro Finance Week in Frankfurt von "vermehrten Gesprächsanfragen" der von London aus in der EU operierenden Banken. Er rechnet für das kommende Frühjahr mit konkreten Standortentscheidungen. Hessens Finanzminister Thomas Schäfer und viele Frankfurt Banker sind ebenfalls optimistisch, dass Frankfurt ein Brexit-Gewinner sein wird.
Staatssekretär Steffen: Im Frühjahr 2017 Entscheidungen zu Standortverlagerungen "Wir erwarten, dass wir im Frühjahr 2017 Entscheidungen sehen werden zum Thema Standortverlagerungen", sagte Steffen. Der Grund ist, dass im Falle eines "harten Brexit" britische, aber auch US-Banken die Möglichkeit verlieren würden, ihre Geschäfte mit der EU über London abzuwickeln.
Grundlage dafür ist das sogenannte "Passporting": das Recht eines in einem EU-Mitgliedsland ansässigen Finanzunternehmens, in jedem anderen Land dieses Wirtschaftsraums Geschäfte zu machen. Laut Steffen wären von einem Ende des Passporting eine beträchtliche Anzahl von Akteuren betroffen. "Nach unserer Schätzung existieren derzeit rund 3.000 EU-Pässe im Kapitalmarktbereich und 100 Pässe für Finanzdienstleistungen", sagte er.
In Frankfurt würden die Neuankömmlinge laut Steffen nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch diverse Behörden vorfinden, die für Banken in der EU von entscheidender Bedeutung sind: Die Europäische Zentralbank (EZB), die Versicherungsaufsicht Eiopa, die Bankenaufsicht SSM und die deutsche Bankenaufsicht Bafin. Vor diesem Hintergrund plädierte Steffen dafür, auch die für die Ausarbeitung der Bankregeln zuständige European Banking Authority (EBA) nach Frankfurt zu holen.
Deutsche-Bank-Vorstand findet Frankfurt am besten positioniert Hessens Finanzminister Schäfer sagte, er glaube, dass bei der Standortwahl britischer und anderer Institute rationale Argumente, wie die Nähe zur europäischen Bankenaufsicht, eine zentrale Rolle spielen würden. Auch DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch äußerte sich optimistisch für Frankfurt und Deutschland, und Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Marcus Schenck fand, dass Frankfurt von den konkurrierenden Standorten "am besten positioniert" sei.
Tatsächlich ist nicht Frankfurt alleine daran interessiert, sich aus der Londoner Erbmasse zu bedienen. Auch Paris und Luxemburg haben Interesse angemeldet und machen sich berechtigte Hoffnungen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen.
HSBC will Paris, nicht Frankfurt stärken HSBC beispielsweise wird bei einer Verlagerung ihrer EU-Aktivitäten nicht Frankfurt, sondern den Standort Paris stärken, wie Deutschland-Chefin Carola Gräfin von Schmettow bei der gleichen Veranstaltung sagte. Sie räumt Frankfurt insgesamt keine besonders guten Chancen ein, Hauptprofiteur des Brexit zu werden.
"Am Tag nach dem Brexit-Votum haben die Banken eine Einladung aus Dublin bekommen, und Paris lockt mit Steuernachlässen und anderen Vergünstigungen - etwas Derartiges habe wir aus Berlin oder Frankfurt nicht gehört", sagte sie. Was in London überdies nicht gut ankomme sei auch die Neigung der Deutschen, die Buchstaben eines Gesetzes wichtiger als dessen Geist zu nehmen.
So habe die Entscheidung des Bundesgerichtshofs zum "Netting" bei Finanztermingeschäften die Branche irritiert. Andere Banker führten bei einer Podiumsdiskussion während der Konferenz arbeitsrechtliche Eigenheiten Deutschlands gegen Frankfurt ins Feld.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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November 14, 2016 10:05 ET (15:05 GMT)
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