Einstieg des Bundes 22.07.2022 16:25:00

Uniper-Aktie bricht ein: Einigung über Rettungspaket erfolgt

Uniper-Aktie bricht ein: Einigung über Rettungspaket erfolgt

Das Stabilisierungspaket sehe eine Kapitalerhöhung von rund 267 Millionen Euro zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre vor, teilte das Unternehmen am Freitag in Düsseldorf mit. Die Kapitalerhöhung werde ausschließlich durch den Bund gezeichnet und führe zu einer Beteiligung des Bundes an Uniper von rund 30 Prozent. Weiter soll ein Pflichtwandel-Instrument in Höhe von bis zu 7,7 Milliarden Euro an den Bund ausgegeben werden. Die Ausgabe erfolgt in Tranchen, soweit es der Liquiditätsbedarf der Uniper erfordert. Außerdem wird die bisherige KfW-Kreditlinie von 2 Milliarden auf 9 Milliarden Euro erhöht und der Verwendungszweck ausgeweitet werden./lew/mis

Uniper bricht ein - Rettung bedeutet massive Anteilverwässerung

Kräftige Aktienverkäufe haben die Papiere von Uniper am Freitag auf ein Rekordtief gedrückt. Die Anleger reagierten damit auf das Rettungspaket des Bundes für den schwer angeschlagenen Energieversorger. Der Kurs sackte via XETRA zeitweise um 33,00 Prozent auf 7,04 Euro ab. Aktionären steht eine massive Anteilverwässerung ins Haus.

Das Stabilisierungspaket sieht eine Kapitalerhöhung von rund 267 Millionen Euro zum Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre vor. Die Kapitalerhöhung führe zu einer Beteiligung des Bundes an Uniper von rund 30 Prozent. Weiter soll ein sogenanntes Pflichtwandelinstrument in Höhe von bis zu 7,7 Milliarden Euro an den Bund ausgegeben werden.

"Letztendlich setzt sich doch noch die Erkenntnis durch, wie stark der Anteil der Aktionäre durch die Staatsrettung verwässert wird - selbst wenn der Rahmen weitgehend den Erwartungen entspricht", urteilte Marktexperte Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel. Andere Beispiele einer teilweisen Verstaatlichung wie die Commerzbank oder Lufthansa zeigten eindrucksvoll, wie wenig für den Aktionär am Ende übrig bleibe.

Die Uniper-Aktien stehen schon seit Monaten unter Druck. Vor Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine hatten sie um die 40 Euro gekostet. So muss das Unternehmen wegen der Drosselung der russischen Lieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 teureres Gas am Markt einkaufen, um Verträge zu erfüllen. Das führt zu Liquiditätsproblemen. Uniper hatte vor zwei Wochen staatliche Hilfen beantragt.

An der finnischen Börse knickten die Aktien der Uniper-Mutter Fortum am Freitag um sechs Prozent ein. Der Anteil von Fortum an Uniper wird im Zuge des Einstiegs des deutschen Staates von rund 80 auf 56 Prozent verwässert. Die Beteiligung kann allerdings durch eine ebenfalls angekündigte Pflichtwandel-Anleihe wieder aufgestockt werden.

Das in Unipers Rettungspaket geplante Pflichtwandel-Instrument habe ein Volumen von bis zu 7,7 Milliarden Euro, hieß es. Pflichtwandel-Anleihen sind verzinsliche Papiere, bei denen die Wandlung in Aktien spätestens zum Ende der Laufzeit verpflichtend ist. Sie werden daher von Ratingagenturen als ähnlich zu Eigenkapital angesehen. Bei Uniper soll die Ausgabe in Tranchen erfolgen, soweit es der Liquiditätsbedarf des Konzerns erfordert. Der Umtauschpreis je Aktie bei Wandlung sieht einen Abschlag von 25 bis 50 Prozent auf den Börsenkurs der Uniper-Aktien in einem bestimmten Zeitraum vor Durchführung der Wandlung vor.

Fortum wird dabei die Option eingeräumt, Teile des Pflichtwandel-Instruments vom Bund zu erwerben.

Uniper: Schätzen Kosten für Ersatzbeschaffungsmengen auf 4,5 Milliarden Euro

Auf den Energiekonzern Uniper kommen in den kommenden Wochen weitere Belastungen in Milliardenhöhe zu. Er schätze die Kosten für die Ersatzbeschaffungsmengen bis Ende August auf 4,5 Milliarden Euro, sagte Klaus-Dieter Maubach in einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag in Düsseldorf. Der September würde weitere 1,7 Milliarden Euro kosten. Anschließend soll das Umlageverfahren der Bundesregierung greifen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Freitag eine Umlage an alle Gaskunden angekündigt. Die Umlage werde am 1. Oktober oder am 1. September kommen.

Mit der Umlage soll Uniper Preissteigerungen weitergeben können und damit finanziell wieder Luft bekommen. Die Bundesregierung habe Uniper in den Verhandlungen erläutert, dass ab dem 1. Oktober 2022 ein allgemeiner Mechanismus zur Weitergabe von 90 Prozent der Ersatzbeschaffungskosten für alle Importeure infolge russischer Gaskürzungen eingeführt werden solle.

DÜSSELDORF/BERLIN (dpa-AFX)

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Bildquelle: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images

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